Wir fuhren mit der Linie 1 bis zur Endstation Rheinau Bahnhof. Eine Fussgängerunterführung von der Deutschen Bahn AG bringt den Hafenbesucher zunächst in die Düsseldorfer Strasse. Ziel: Rotterdamer Strasse, eingangs Essener Strasse. Die Rotterdamer eine Sackgasse; umsäumt von zwei künstlichen Wasserverkehrswegen, die in den Rhein münden. Ein Kanu (Motorboot!) wäre nicht zu verachten. Für die vielen Kanäle in Mannheim². Egal, irgendwann gehen alle Wünsche in Erfüllung und dann fotografieren wir vom Wasser aus. Erlaubt ist, was möglich ist. Da gehen offiziell nur asphaltierte Strassen und Gehsteige, falls überhaupt vorhanden. Was als Gefährdungspotenzial verstanden werden muss: Rasende Schwerlastwagen!
Öffentlich ist öffentlich, privat ist privat. Fremdes Gelände betreten wird in den USA schon mal mit einer Kugel beantwortet. Schiess ihn tot den Hund…was hat er hier zu suchen!!! Hierzulande darf man mit einer Anzeige rechnen. Sofern die Überwachung funktioniert. Zumindest wird damit gedroht. Was gibt es denn zu verbergen, was doch nicht eh schon bekannt ist??? Will man Ästhetik verheimlichen? Oder menschenverachtende Erfindungen? Drogen verschieben und nicht auffliegen? DrogenGeld liegt nicht auf der Strasse, zumal nicht in der Rotterdamer.
Hans war zu Besuch. Wir haben miteinander gelabert, zwei Stunden lang bei Bier und Knabbergebäck. Jetzt bläht sich der Bauch.
In der Rotterdamer fehlt mir mein Fahrrad. Heute machen wir die vielen staubigen Kilometer ausschliesslich zu Fuß. Der lange Anfahrtsweg. In dieser sonnigen Kälte. Öffentliche Verkehrsmittel erreichen nichts. Ausserhalb innerstädtischer Anlaufpunkte wird die Versorgung marginal. Zu einem Randthema.
Das niemanden interessiert. Wer will schon in Hafengebiete, wer dort arbeitet fahre gefälligst mit dem eigenen PKW. Das tut der Beschäftigte. Warum mit der blöden überfrachteten Elektrischen sich fortbewegen, wenn der PKW vor Ort parken kann. In Industriegebieten und Grossstädten wie dem nordamerikanischen Houston geht nichts ohne Auto. Die Stadt ist dem Öl und der Mobilität ausgeliefert. Und den Temperaturen. Sie ist die Stadt des Gewinns. Auch morgen. Wenn es kein Öl mehr gibt. Strom wird es immer geben. Das ist ein Naturgesetz. Vor allem in Houston. Houston, das ist wie Ton und Haus, und was hat Mannheim zu bieten: Quadrate.
Wo habe ich nur den letzten VODKA hingeschafft, den mir Hans vor Monaten gebracht hat? Ein frischer Bär in glasklarer Flasche grinst zu mir herüber. Soll das saufen wer will. Am Samstag geh‘ ich in die Platte, Russen und Polen werden sich bestimmt freuen. Ein Weihnachtsgeschenk!!!
Die Rotterdamer im Mannheimer RheinauHafen ergänzt die reichlich vorkommenden Niederländischen und Nordrhein-Westfälischen Strassenbezeichnungen: Holländer Strasse, Antwerpener-, Essener-, Bochumer-, etc. pp. Die Rotterdamer wird nicht der einzige Verkehrsweg bleiben, dem wir zu Leibe rücken werden. Haben wir doch bereits einiges von der letzten Tour in Reserve. Aber halt Produkte, die mehr oder weniger im Schlendern entstanden. Locker aufgenommen und dabei an nichts gedacht. Frei jeglichen Drucks oder gar Terminarbeit. Unwichtig ob präsentabel oder wegzuwerfen. Eine Motivfindung, ein Klick. So häufen sich die dokumentarischen Bilder auf meinem PC. Was wird mit ihnen geschehen?
Der Hafen Mannheim² wird unser Schicksal. Houston wird anderer Leute Schicksal. Auch der Karlsruher Hafen wird demnächst mein Schicksal. Wenn ich an Ostern noch hier bin. Mit meinem Schwager Ludwig ist das Procedere bereits besprochen. Zu Ostern könnte es ja warm sein, zumindest wärmer als jetzt; wo wir durch den RheinauHafen schlendern. Es ist richtig geil, was sich da vor der Kamera so auftürmt. Postmoderne Kathedrale??? Aus Spunddielen??? Bohlen??? Sakral bis zum Gehtnichtmehr. Da hört man doch die Glocken läuten!!! Und der Heilige Geist schwebt überm Hafen. Bim, bam.
Die Rotterdamer ist eine Hammerstrasse. Wir wissen ja nie, was auf uns zukommt. Wann je kommen / kamen wir in den Hafen? Inzwischen ist er uns wichtiger als irgendein zentral gelegener städtischer Konsumverein. Theater. Museen. Galerien. Meinetwegen Vereinigungen. Vereinigung der Ladenbesitzer in der Kaufmeile. Was wären sie ohne Hafen, süddeutsch Häfen. Wahrscheinlich können sie ihre Geschäfte vor Ort steuern, hoffen wir es doch, aber Schiffe, hohe See taugliche Frachter, die die Waren, die sie verkaufen möchten, in Scheuern anlanden: NICHT!!!
So sind die Häfen die Orte, die unsere Existenz gewährleisten. Wir schulden ihnen Dank. Dank den Menschen, die dort für uns arbeiten. So brutal das sein mag: Schiffe, Schifffahrtsindustrie, auch Kreuzfahrten, Fischerei, LKW, Container, Kohle, Gas, Uran, es ist schier endlos. Und endet doch – wie das Mittelalter – darüber müssen wir uns im Klaren sein.
Da hilft auch eine Kirche nicht.
Wir sind jetzt mittendrin in der Rotterdamer:
Anmerkung: Unser Beitragsbild fanden wir an einem Sattelschlepper angebracht, der ausgangs der Rotterdamer parkte; alle Aufnahmen DieRedaktion. Wir sehen uns in der Ruhrorter / Duisburger wieder…