Haus der Stille

Er trug meine Kleider. Ich für ihn untragbar, so ich nackt war. Wir badeten in der lauen Brühe seiner Samenfäden, die sich einen Weg bahnten hinein in die Stille meiner Weiblichkeit.

Wir badeten darin in der Hoffnung auf Befriedigung. Hader entstand aus Unzulänglichkeiten.

Wir kreuzten die Wege des Todes. Im Haus der Stille lebten wir lange. Und wurden unruhig, unstill.

Lärmig zwischen du und ich; süchtig nach Sieg im Kampf gegeneinander.

Leblos.

In der Hoffnung auf Befreiung: Ein Gesicht erlosch.

Trocken die Mäuler die durstigen. Spröde die Lippen die prallen. Rissig die Augen der Liebenden. Kahl die Gedanken. Verwirrt die Seelen. Im Haus der Stille.

Fratzen erfüllten das Haus der Stille. Schnee schmolz. Und ein trunkenes Haupt wurde Asche. Produkt der Verzehrung.

Vergessen das Saugen an meiner Brust. Eine Oase vertrocknete. Wüste überfiel das Haus der Stille.

Andere schritten ins Haus der Stille. Verloren sich.

Labyrinthisch die Macht der Gewässer.

Ängstig und wehrlos die Menschen.

Allein.

In Vergangenem versunken überschritten Sie unwissend die am Ende des Weges liegende

Letzte Instanz.

OHNE TITEL

entspannung tut not / doch ohne himmelsbrot / umsonst ist der tod / eine mutter schreit / durch’s kanonenrohr / satan bricht hervor / im niemandsland / liegt schmerzensvoll / ein sohn / eine knochige hand / ein totenkopf / kein leben mehr / ein begrabenes heer

gelesen im Forum am 28.04.1989 und am 05.11.1989 im Störtebeker