Ach Gottchen, was für ein Wandertag. Ein Tag der Sonne und der Bläue pur. Eine Wetterkapriole zwischen zwei Regentagen. Sensationell. Wer hätte das erwartet. Conny wusste natürlich Bescheid: Die richtige Vorhersage kam aus dem Netz und von der Arbeitsgemeinschaft der öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten der Bundesrepublik Deutschland! Wir schmissen unsere Planungen um und entschieden uns für den Samstag, so nach dem Motto: Vertrauen ist gut, Kontrolle besser. Ach Gottchen, was wurde dies für ein Wandertag!
Ich nahm den Bummelzug von Mannheim aus nach Neustadt. Viele Reisende mit Stöcken und entsprechender Kluft, laut und frohgemut im Waggon in Erwartung sonniger Ereignisse. Der kleine Bahnhof in Neustadt gilt als Treff und Ausgangspunkt für Verabredungen und Wanderplanungen. Conny fuhr vor. Mit dem Kfz zum Haardter Schlössel, ganz in der Nähe machten wir uns auf die Socken:⇓
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Im zu Neustadt gehörenden Vorort Haardt stellte Conny ihre neue Karre ab und ach Gott: Los ging’s. Der Anschluss zum Weinsteig findet sich schnell: Kübelweg, Sonnenweg und Markierung – rot-weiss gewellt, da kann sich keiner verirren, die meisten laufen eh mit nem Navi, einem mobilen Navigationsgerät, durch die Gegend! Conny kennt sich hier aus, sie ist Spezialistin für geführte Touren und labt sich täglich an den Schönheiten der Pfälzer Berge. Also – erst mal die Welsch Terrassen, dem vergnüglichsten Ort der Umgebung für Liebespaare, zur Orientierung: ein Jüngling zusammengesetzt aus gelbem Buntsandstein, oben thronend, mit Blick in die Rheinebene.
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Erste Station: Honig aus der Region, regional, lecker, natürlich. Eine Bienen- und Lehrstation, auch für Anfänger. Der Imker war grad bei der Fütterung seiner Bienen und liess mich freundlicherweise nach einer kurzen Einweisung auf sein Anwesen:⇓
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Via Weinsteig parlierten wir uns durch die Gegend, sehen zu Beginn blühende Mandelbäume, bevor uns das Erwachen der Natur verlustig ging. So stiefelten wir durch noch winterliche Einöde,⇐ Gott sei Dank ohne Schnee! Unserem Imker wäre Kälte und Schnee lieber gewesen. Nach kurzweiligen Hin- und Hers tauchte wie aus dem Nichts die Wolfsquelle in unser Blickfeld auf.⇒ Sie sprudelt wie immer nur leicht und seicht: Kein Trinkwasser!
Wölfe wurden in der Pfälzer Bergen bislang nicht gesichtet. Dafür erinnert die Ruine Wolfsburg (teilrestauriert, Naturschutzgebiet) mit Bergfried, Halsgraben, Palas, Turm und Zwinger eher an mittelalterliche Rudelbildung, welche in vielen Fällen heutzutage als der Ausgangspunkt für die Ausbreitung von gefährlichen und unfairen Gegebenheiten, z. B. im Fussballsport, angesehen wird! Ergebnis: Massenschlächterei.⇓
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Part two: Kurz hinter der Wolfsburg, nach einer kurzen Rast, schlendern wir auf dem Weinsteig Richtung Weinbiethaus, einer sog. Waldgaststätte, wo wir einzukehren vorhatten, was wir besser hätten sein lassen. Davon später. Gleich hinter der Burg Trampelpfade, steinig, manchmal glitschig, von Nadeln, Baumwurzeln und Laub übersät, echt winterlicher schneefreier Pfälzer Wald an einem sonnigen Tag (ca. 10°C), hier ein paar Impressionen:⇓
Oh Gott, meine linke Wade krampft. Macht nix, nur vorübergehend. Wir marschieren voran: einer ungewissen Zukunft entgegen!
Der allerletzte Anstieg hinauf zur Hütte, ächz – Waldgaststätte. Mir mangelt es an Wandertraining, meine Führerin stets weit voraus, nun ja, ich will doch fotografieren, damit es ein Artikel wird. Gegenüber, in der Ferne das Hambacher Schloss! Unterwegs ein totes Reh aus Stein, welcher Hauer verbrachte hier mitten in der Pampa seine arbeitsfreien Tage? Nur die Initialen (LK) sind zu entziffern:⇓
Oben, auf dem Gipfel – ich komme mir vor als hätte ich das Matterhorn gleich bezwungen – die neue Welt mit Sendemast und irgendeinem Turm, rechts daneben die unscheinbare Wanderhütte:⇓
Wir erreichen die Hälfte des geplanten Rundwegs und kehren ein!
Aber hallo, was für ein Andrang! Zwei gewaltige Schlangen hungriger Wanderer! Conny wusste, was auf uns zukommen würde! Die Wirtsleute bzw. Pächter unvorbereitet! Ein Blick auf die Wetterkarte hätte genügt! Ein auf einen Tag befristetes Zwischenhoch mit viel Sonne und Bläue pur! Wanderer und Mountainbiker en masse.
Schnitzel, Bratkartoffeln und Salat im Angebot für acht Euro fünfzig! Conny stellt sich in die Blaukopfanakondaschlange, meine Wenigkeit steht für das Essen an: Schnitzel etc.; Conny bevorzugt ein Pfälzer Gericht: Wurst, Leberknödel, Sauerkraut, zwei Scheiben Brot. Sie ist ziemlich verärgert, als wir im Freien Platz nehmen, ihre Weißwein-Schorle zeigt mitnichten die Farbe gelb, mit Mineralwasser stark verdünnter Wein, nicht umgekehrt, wie in den Hütten der Pfalz so üblich, dort mindestens 85% Weisswein, Rest Wasser. Schindluder! Nach einer Dreiviertelstunde Wartezeit wird es uns zu bunt! Bewege meine Unbill zur Essenausgabe, ein aufgekratzter Kunde schleudert seine 60-minütige Wartewut mit verbaler Kraft auf die Kassiererin, schmeisst ihr seinen elektronischen in China hergestellten Informator auf den Tresen und brüllt: ›Behalten Sie das Geld, ich verzichte!‹ Die Wirtin beruhigt ihn. Ich knalle meinen Informator auf den Tresen: ›Wo ist mein gottverdammtes Schnitzel?‹ Und sage: ›Ihr seid personell komplett unterbesetzt.‹ Sie habe das nicht kommen sehen, das schöne Wetter sei’s! Sie gäbe ihr Bestes des Besten …
Die Küche das Schlechteste des Schlechten: Schnitzel fasrig, geschmacklos, der Salat eine Riesenportion. Die Bratkartoffeln grad noch geniessbar. Das Sauerkraut liess Conny stehen: eine sensitive Geschmacklosigkeit. Ich wollte überhaupt nicht probieren!
Das war wie ein Steilabfall in der Kerbschlagzähigkeit.
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Wir berappeln uns, wandern weiter mit Blähungen im Unterleib und treffen auf eine Gruppe professioneller Radler:⇓
Der Rundgang schliesst sich mit einem Blick auf Neustadt:⇓
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ANHANG
Lieber Franz, ich hoffe, dass Du gut nach Hause gekommen bist. Ich fand die Wanderung sehr schön, aber von dem Essen konnte einem wirklich schlecht werden. Zaudere nicht mit harscher Kritik. Ich melde mich Gruß Conny
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Hallo Herr Bellmann, erst einmal herzlichen Glückwunsch zu einer so tollen homepage. Optisch sehr ansprechend, tolle Bilder und ihre Berichte sind interessant und kurzweilig zu lesen. Gerade Ihr Design hat mich mehr als begeistert. Hierfür haben sie wirklich ein Händchen oder sollte ich besser sagen Auge. Es freut mich sehr, dass wir es geschafft haben in Ihrem Bericht erwähnt zu werden. Auch dies ist sehr gelungen. Ich wünsche Ihnen noch viele solch abwechslungsreiche und interessante Reisen. Viele Grüße Axel Heinz
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Übrigens: tripadvisor.de