Kaum hat der Besucher den Auwald der Reißinsel am Eingang ›Kuckucksinsel‹ passiert, öffnet sich eine weitläufige Streuobstwiese und lädt mit bereitstehenden Bänken zum Sonnenbaden und Ruhen ein. Ein Vesper ist angesagt. Zur Stärkung, der Spazierweg zieht sich in die Länge: 4,3 km werden auf InfoTafeln angegeben. Die Wanderer, Jogger und Liebespaare finden zwei Richtungen vor, im Prinzip den Rhein auf- oder abwärts. Im oder gegen den Uhrzeigersinn.
Doch am Beginn des Rundwegs entdeckt der aufmerksame Beobachter ein Massensterben, wohl verursacht durch die letzten grossen Überschwemmungen. Die Verluste an Schwarzwild durch Ertrinken sind nur den Beschäftigten der Behörden bekannt. Die selbstzerstörerische Gewalt der Natur bekommt der Laie, wenn er genau hinschaut, noch Monate und Jahre später zu Gesicht; die mit toten Ostbäumen bestandenen Wiesen. Galgen gleich reckt sich ihr dünnes, dürres Geäst gen Himmel. An die schätzungsweise zehn bis fünfzehn Prozent der Baumbestände des zu sommerlichen Zeiten genießbaren Obsts sind schwarz wie Gräber. Schlangen winden sich durchs Gras. Es wird einem unheimlich, doch die Sonne lacht und spendet wohltuende Wärme. Einem Totalverlust zu begegnen, heißt Wiederanpflanzung und entsprechende professionelle Pflege: Wozu die Stadt Mannheim nicht bereit zu sein scheint. Sie macht es sich zu einfach, in dem sie sich sagt, wir überlassen alles der Natur und meint damit fein raus zu sein. Das ist in diesem Fall schlichtweg verantwortungslos. Die Stadt stiehlt sich bei so vielen Dingen davon. Beispiele: Infrastruktur von Wegen und Strassen. Spielplätze. Bürgernähe zum Schein, eigentlich der Verwaltung ein Graus. Es geht aber auch besser, wie die nächste Aufnahme zeigt: Da wächst doch was, da müssten jetzt die Kümmerer ran. Die sitzen jedoch nicht in städtischen Stuben, schon eher beim Ehrenamt. Oder bei nichtauftragsgemäßer Neubepflanzung und Pflege. Im Sinne von Carl und Anna Reiß. Und lassen Vorgaben Vorgaben sein. Und helfen beim Erhalt einer der wenigen Streuobstwiesen in der näheren Umgebung. Ach schmecken die Birnen und Äpfel so gut. Einfach mal ’nen Korb voll zusammentragen, und der Stadtverwaltung in der Kantine zum nicht genormten Dessert überlassen: Guten Appetit.
Zum Ende noch ein paar Nahaufnahmen der Umgebung: