Autor: Franz Bellmann

  • B A R G T E H E I D E (Schleswig-Holstein)

    B A R G T E H E I D E (Schleswig-Holstein)

    Bargteheide / Tremsbüttel / Ahrensburg / Timmendorfer Strand / u.v.m. …

    Für einen Urlaub der Sonderklasse im Nordischen bedarf es pflegeleichter  verwandtschaftlicher Beziehungen. Nicht dass es irgendwelche unnötige Streitigkeit gibt. Da bot sich doch prompt Bargteheide an.

    Ankunft in Hamburg, die Sonnen lachen  😉 😍 😊 :

    Ein bisschen warten, rumlaufen, Zigarette, fotografieren, eine Stunde Wartezeit auf den Anschluss nach Bargteheide! 5.20 €! Der ICE nahm lediglich 29.- € für die Strecke von Mannheim nach Hamburg! Egal – das nennt sich bundesrepublikanische Preispolitik.

    Fröhlicher Empfang am Zielbahnhof, Eddy ist da: zusammen mit Hausherrin und Nachwuchs im Kinderwagen. In Bargteheide sind die Wege kurz. Kaffee im Haus. Unterbringung in der zweiten Etage, Dachgeschoss – sehr gemütlich, ein Raum für verwandtschaftliche Gäste, ein paar Quadratmeter Spielfläche für den Jungen, Bücherregale, Büroablage, zwei Betten und was der Besucher so braucht. Abendessen, Gespräche, Hundespaziergang zu fünft, bettlägerig.

    Ortsbesichtigung per Rad. Die Stadt ist begütert, schuldenfrei. Das sieht man an den Häusern und den vielen gepflegten Pkw. Auch das Radwegenetz ist gut in Schuss. Einige Bilder vom Ort:

    Mein Lieblingshaus⇑

    Prächtige Schillerlocken⇑

    Kunst am Bau existiert hier wie überall auf der Welt:

    Und Häuser, wie gesagt:

    Wir machen einen Ausflug: Tremsbüttel 

    (Im Netz dazu die notwendigen Infos)

    Und wir machen einen weiteren Ausflug: Ahrensburg

    (Im Netz dazu die notwendigen Infos)

    Und einen dritten: Timmendorfer Strand

    (Im Netz dazu die notwendigen Infos)

    Dazu die reichlichen Wanderungen:

    EDDY

    In Bad Oldesloe: Ein Abstecher mit dem Bus und der Bahn:⇓ 

    Nächstes Jahr schreiben wir weiter!!!

  • Alfons und Kumlinde

    22.09.2022, 22.22 Uhr

    Ich, Alfons gestern bei Kumlinde in H. angekommen. Angereist.

    Vorhaben: ein Engagement im Haushüten. Na ja, gießen und so, wie schon immer bei solchen Anlässen, was sonst. Kumlinde geht wandern. Bad Sowieso. Spitzen erklimmen mit Führer. Zwei Wochen Zweisamkeit mit Führer. Immerhin fürs Hüten: Kost und Logis für mich frei. Und Reisekostenerstattung, billiger geht’s nicht. Dazu das Angebot eines herrlich sprießenden Naturgarten mit angrenzenden Gemüsebeeten, Rückzugsecken zum Schreiben, Ruhe, Stille, keine nervigen Nachbarn, Häuser überall, Schlafstadt, urlaubsbedingte Abwesenheit: Einbruchszeit. Weswegen der Haushüter – Alfons, ich – eine kostenlose Erholungszeit mitten dichter Wälder verbringt. Ca. zwei Wochen. Radnutzung inclusive, funktionstüchtig! Prima.

    Heute morgen hat sie die Flatter gemacht und Alfons bleibt zurück in der meist menschenleeren Umgebung. Kumlinde sucht ihre Wege, steile Wanderwege. Bin neugierig wie lange sie das durchhält. Läuft sie sich Blasen? Stürzt sie ab? Wird sie in Gottes freier Natur geliebt, gibt sie sich ihrem Führer hin? Hat sie Heftpflaster mitgenommen? Kondome zur Vorbeugung, keine Sexualkrankheiten bitte. Sie wird sehen, wo sie bleibt.

    Bei Alfons kehrt Ruhe ein, nicht nur äußerlich. Für Alfons’ Empfinden herrscht eine höllische Hitze. In der Hauptsache während der Mittags- und Nachmittagszeit. Da zieht sich A. ins Haus zurück und macht so seine Spaziergänge im Schatten der abgedunkelten Räume und relativer Kühle, der Ventilator rotiert. Und Kumlinde muss wandern, mit zwanzig Kilo auf dem Rücken, A. fällt bereits bei dem Gedanken an die Strapazen in Ohnmacht, aber sie, sie will sehen: zu was sie noch fähig ist. Viel Glück und gesunde Wiederkehr. A. gibt sich der Siesta hin.

    Schlafen, schlafen, heute schon dreimal geschlafen. Erholung pur, Stille, nach dem Ausschlafen Kaffee mit Schokoladen-Kekse, Zahnschmerzen.

    Kumlinde dachte weit voraus, jedoch an A.’s unstillbaren Appetit, Hunger und Fresslust nicht. Was ist zu tun in dieser brüllenden Hitze und regenlosen Zeit? Die Natur lieben, die Pflanzen gießen, früh morgens und spät am Abend, regelmäßig, nicht dass sich ein Donnerwetter einstellt. Manchmal ernten: Basilikum. Mitten in der wilden Wiese wächst ein Termitenhügel heran – ja das wär’s, wenn es sich nicht um Ameisen handelte.

    A. kaum einen Tag bei Kumlinde und A. langweilig sich deftig. Manchmal laufen Gießkannen voll. Blubbernde Wassergeräusche, durstige, trockene Erde. Niemand da. Ein Motor röhrt vorbei. Plötzlich fremdländische Sprachfetzen aus Nachbars Garten, Telefongespräche mit dem Kaiser von China.

    Die Terrasse, wo A. sitzt, wird zur Beobachtungsstation: Schmetterlinge, Bienen, Wespen, Hornissen, Jungvögel, Spinnen, keine Mücken. Deutschlands demokratisch freies Zwergenland. Gartenzwergen-Land. Wer ist Rudi? Ein Anruf für Kumlinde. Das Lavendel wird oft angeflogen! Ein Nachbar schräg gegenüber versteckt hinter dem ganzen Gebüsch und Grünzeugs, befindet sich auf Augenhöhe: Gegenseitige Beobachtung. Zwei verliebte Tauben hoch am Himmel. Ein Kondensstreifen. Und ein Urschrei für die Stille. Ein Köter kläfft.

    Tags darauf den lieben Garten – Kumlindes Ein und Alles – versorgt, 30 min, ab 6:00 Uhr. Unkraut gejätet.

    Erste Erkundungen mit dem Rad. Zur modernen Jugendherberge; sieht aus wie ein Hotel ersten Ranges. Waldweg aufgenommen. Durch den Forst gekurvt, Kneippkur an einem Rinnsal. Zurück zur Veilchenstrasse. Frühstück. Danach wandern? Keine Lust: zu heiß! Schlafen.

    21: 00 Uhr: Garten komplett mit H2O volllaufen lassen. Kein Mangel feststellbar, gut gewässert! Morgen früh kann man es mal sein lassen. A. will ins Dorf runter zum Einkaufen. Bäcker, Metzger und so. Sich im Kaff umschauen, fotografieren und mit den Leuten babbeln. Herum radeln und Eindrücke und Erkenntnisse sammeln.

    Heute den ganzen Tag verpennt: Magen-Darm-Geschichte. A. verträgt Kumlindes Kost nicht. Die Kürbisse lassen die Blätter hängen: ein Schwall Wasser hilft für die Auferstehung. Abendstimmung. Die Chinesen nebenan sind lustig, der Kaiser kündigte seinen Besuch an. Die Rollläden gehen.

    A. wieder sechs Stunden in der Wohnung. Sommerhitze, 35°C, gegen Mittag von einer morgendlichen Rundreise zurück. Abgekämpft, ausgelaugt.

    Um 7:30 Uhr im Kaff – Bäcker, Metzger. Dampfnudel, Brot, Salami, Krakauer mit Kümmel, Fleischkäse. Zurück den Hügel hoch, schnell noch ein Frühstück. Vorbereitungen als ginge es zur Zugspitze. Über Trampelpfad zur Jugendherberge. Die Landstrasse lang bis zum nächsten Abzweig. Keiner hält, so unmißverständlich meine Zeichen auch sein mögen. Kurz vor dem Ziel werde ich aufgegriffen, keine zwei Kilometer mehr. Kurzes Gespräch mit dem Fahrer, rein in die Karre, raus aus der Karre. Am Leinbach entlang zurück ins Haus, vier Stunden Fußmarsch. Hunger, müde, essen, schlafen, essen, pennen, 18:00 Uhr.

    Zwei Tage darauf: A. stirbt vor Müdigkeit. Hunger nagt. Magen und Darm noch mehr verstimmt; die letzten beiden Tage auf das Äußerste. Am dritten Tag legte sich die Notdurft und das Gehetze zur Toilette war vorbei. Manchmal will A. ne Zigarette rauchen.

    Blitz und Donner, ein Gewitter ohne Nass. Ein Schauer wäre nicht schlecht gewesen, hätte A. sich doch die nervige Gießerei sparen können. 09:00 Uhr: endlich ausgiebiger Regen. Wie fast immer, so heute: Zeitvertreib durch Kochen, viel trinken, schlafen, Nutz- und Wertlosigkeiten. Guten Appetit. Schaue den jetzt immer stärker werdenden Regengüssen zu, reichlich Bewässerung, alles grünt.

    Morgen fährt A. nach Rock …

    A. fährt nicht nach Rock … Er trampt zum Kaiser nach Lautern, nein, er nimmt das Rad wie vor Urzeiten alle Chinesen. Ja, A. besuchte den Kaiser in Lautern am Vormittag, kam ihm vor wie in Knielingen, einem Ortsteil von Karlsruhe.

    A. radelt einkaufen. Für Samstag bei Roller in T.-moschel angekündigt. Per Teletext. A. auf der Terrasse hat die Notizen neben sich gelegt – vielleicht passiert ja was oder es fällt ihm etwas ein, so mal mit dem Kaiser von Lautern weiter plaudern bis in die späte Nacht hinein …

    A. langweilt sich bis zum Erbrechen. Aber morgen T.-moschel. In der Pfalz läßt sich doch gut trampen, positive Erlebnisse der letzten Touren, eine neue Entdeckung. Mal gucken, was die Fahrt nach T.-moschel bringt. Die Strecke ist ätzend: Fischbach, Enkelbach, Mannweiler, Langmeiler, Windweiler, Schweizweiler, Innweiler, Dörrenbach, Dörrenmoschel, T.-moschel!!! Fast alle Ortsnamen wurden von fremder Nation gehackt! Die Russen, die Chinesen?

    Nach dem Tripp nach T.-moschel befindet sich A. wieder in der Villa. Er verbringt den Tag zuhause bei Elementarteilchen.

    Fünf Tage später taucht Kumlinde wieder auf: strahlend vor Glück und braungebrannt.

    Wie mag es ihr ergangen sein, keiner weiß es, nur sie, ihr Bergführer und die Welt da draußen.

  • Deutschland

    Deutschland

    Ein Gedicht: ‚Todesfuge‘ von Paul Celan

    Eine Performance:

    SONY DSC SONY DSC SONY DSC SONY DSC SONY DSC SONY DSC SONY DSC SONY DSC SONY DSC SONY DSC SONY DSC SONY DSC Todesfuge im Keller

     

    Fotos Matthias Plath

    Performance Franz Bellmann

    Wege scheinen frei. Woher Du kommst, wohin Du gehst, Du marschierst, Du ruderst von einem Land ins andere. Zäune halten Dich und Deine Kinder nicht auf. Es gibt Umwege. In Kälte und Eis. In politischer Kälte und Eis. Durch Flüsse und Ströme. Durch Wind und Wellen. Durch Schicksal und Tod. Deine Liebsten: ertrunken. Deine Liebsten: gehängt. Deine Liebsten: gemeuchelt. Deine Liebsten in Sicherheit und Freiheit. Du stirbst aus Verzweiflung: Deine Liebsten unerreichbar in Sicherheit und Freiheit. Stellt Dir vor, wir Deutschen müssten flüchten – nach Russland – weil die von XXX befehligten Truppen nach der wunderschönen Pfalz einmarschierten …


    Unser Thema Armut, Hunger, ausgestoßen verfolgen wir nach wie vor und zeigen dies anhand von Bildern, wie sie uns zufällig begegnen. Im Anhang Verweise zum Thema.

    Bericht¹

    Bericht²

  • Tauber / Altmühl / Donau (Teil 3 von 3)

    Tauber / Altmühl / Donau (Teil 3 von 3)

    Eine Radtour von Wertheim nach Ingolstadt

    Die Wege und Strecken von Wertheim nach Kelheim hatten es in sich. Summa summarum 350 km entlang zweier beschaulicher Bäche, entlang durch weltbekannte Ortschaften, – Rothenburg ob der Tauber, um nur eine zu nennen, überlaufen von aus- und inländischen Touristen – entlang prächtiger Motive für den Fotografen, dem das Abseitige und Alternative gelegener ist als immer wieder Kirchtürme, Fachwerk, Burgen und Schlösser; die Welt in beiden Tälern sieht oft anders aus wie in Werbeheften und Faltplänen beschrieben, abgelichtet und dokumentiert, sie zeigt Leben und Fakten, Existenzen und Wahrheiten, welche man finden kann, wenn man nur schaut und schaut und schaut!

    In Kelheim war der städtische Info-Point angesagt und sonst nichts: Schifffahrtszeiten im Donautal Richtung Donaudurchbruch zum Kloster Weltenburg! Beste Information, kurze detailreiche Beratung und ab zur Kasse an der Anlegestelle, 15:00 Uhr, gerade noch geschafft – 8,50 € für Mann und Rad. Dauer der Fahrt: 45 min, so das Stakkato – so die Eile! Nix wie weg!

    Von Kelheim bleiben zwei Fotos, jeweils vom Strom aus aufgenommen, das erste bebildert die Befreiungshalle Kelheim, das zweite die Franziskaner- und Michelskirche.

    Zitat laut Bayrischer Verwaltung der staatlichen Schlösser, Gärten und Seen zur Befreiungshalle: „Die von König Ludwig I. in Auftrag gegebene Gedenkstätte für die siegreichen Schlachten gegen Napoleon in den Befreiungskriegen 1813-1815 wurde von Friedrich Gärtner in Anlehnung an antike und christliche Zentralbauideen begonnen und 1863 von Leo von Klenze nach geänderten Plänen vollendet.“



    Der Ausflugskahn brechend voll, die Gäste frohester Stimmung: das Schiff legt ab zur Reise durch eine der spektakulärsten Passagen, die die Donau in Deutschland zu bieten hat. Von der Quelle, Passau usw. mal abgesehen. 

    Kurz nach Beginn der Kreuzschifffahrt
    Erste Felsen (aus Kalkstein) tauchen auf
    Blick zurück auf die Befreiungshalle
    Der Donaudurchbruch bei Weltenburg ist Naturschutzgebiet und Geotop
    Die sog. Weltenburger Enge

    Aus dem Reich der Fabel: die drei (feindlichen) Brüder
    Kurz vor der Ankunft
    Das ist nicht der Colorado-River …
    Gott sei Dank … wieder an Land

    Ein letztes Mal Übernachtung (5). In Neustadt an der Donau. Keiner bot die kostengünstigste Möglichkeit, nicht mal im Rathaus weiß man Bescheid. Erst in einer Hotellerie, wo ich 41.- € hätte berappen müssen, verwies man mich an einen ‚Konkurrenten‘: In einer kleinen Pension mit Zimmern, Apartments und Ferienwohnungen, der Pension Werle (25.- € ohne Frühstück), kam ich unter. Wäsche waschen war angesagt (kostenlos), bis zum Morgen der Weiterreise nach Ingolstadt über Vohburg an der Donau war sie noch feucht. Egal, auf dem Lenker im Fahrtwind trocknete alles so nach und nach recht schnell!

    Die letzten geschossenen Aufnahmen stammen aus der Gegend um Vohburg: Wasserkraftwerk, Industrieanlagen und der schönen Donau:⇓

    Das Laufwasserkraftwerk bei Vohburg
    Ein Teil des Kraftwerks (seit 1992) mit Radwanderweg

    Kraftwerksimpressionen zwischen Vohburg und Ingolstadt – vielleicht besser Ingoldstadt – Automobilindustrie!


    Ein verabschiedender Augenblick zur Donau:⇓


    Das Ende der Dienstreise besiegelte eine schmerzhafte Furunkulose, na wo wohl? Auf weiteres Radeln musste leider verzichtet werden, in Ingolstadt fährt die Bahn über Würzburg und Osterburken nach Mannheim.


    Die Digitalisierung einer sechstägigen analogen Radreise geht zu Ende. Die mächtigen Firmen des Internets werden sich nun darüber hermachen mit ihren Algorithmen und Fachleuten und nichts bleibt mehr eindeutig wie eine ungeheuerere Anstrengung, alles verwischt in Strömen und Kanälen elektronischen Wissens. Wo befindet sich jenes Bild, jener Passus, jene Beschreibung … Im Netz, wie man sagt … Irgendwo …

    Bis zur nächsten alternativen Radtour nächstes Jahr von Wissembourg nach Basel …