07.01.2016
05.01.2016
o3.01.2016
02.01.2016
31.12.2015
30.12.2015
28.12.2015
27.12.2015
25.12.2015
Adios
…

Tönning/Mannheim anno 2016 …
Ich spazierte durch Tönning. Wie verschlug es mich in diese Stadt? In St. Peter-Ording, dem Ort meiner Unterbringung, nur Ording, Bad, Dorf und Böhl, die vier Ortsteile, in denen ich drei Wochen zu leben hatte, die Frage: Was tun an einem freien Tag, dem Neujahrstag? Der glasklare Entschluss: im Bummelzug nach Tönning!
Fototasche gepackt, mich in warme Kleidung gesteckt und zu Fuss zum Bahnhof Bad St. Peter-Ording geeilt. Abfahrt 9:33 Uhr, Gleis 1, es existiert
nur ein Gleis. Knappe Zeit, ohne Fahrschein, der Zugführer wollte los und liess mich ohne einsteigen. Ich solle in Tönning nachlösen, er vermutete wohl, ich wolle nach Husum. In Tating, zwei Stationen nach St. Peter, stieg ich aus, verabschiedete mich vom Zugpersonal und begab mich in kleinurbane Einsamkeit. Eine Stunde bis zur nächsten Verbindung nach Tönning. Ab Tating mit Fahrkarte. Ganz regulär und ohne zu schummeln.
Nichts Aufregendes zu entdecken, ich bin hier schier im Niemandsland, in Nordfriesland auf der Halbinsel Eiderstedt! Viel Böllerkram in den Strassen und am winzigen Bahnhof. Die im Städtchen untergebrachten Touristen, die es an Silvester zum offiziellen Feuerwerk nach Bad St. Peter zog, bereiten bereits ihre Abreise vor. Ab nach Hamburg und sonst wo hin.
Mein Zug ist wieder da. Über Garding, Katharinenheerd und Kating nach Tönning.
In Tönning rumspaziert: Eindrücke sammeln, die Stadt erkennen lernen, Öffnung ins Visuelle. Fotoapparat umgehängt in Bereitschaft, meine Augen fast blind vor Appetit. Im Schlosspark eine kurze Ruhepause, einen Apfel zur Stärkung, einen Deich erklommen, weit schweifender Blick zum Hafen:
Die Wege sind kurz, weil Städtchen klein, Ballung im Zentrum um Marktplatz und Hafengelände. Das Flüsschen Eider nährt den Hafen, in der Nähe führt die Bundesstrasse 5 vorbei, etwas weiter flussabwärts befindet sich das bekannte Sperrwerk:
Und eine kleine Kanalanlage (siehe Bild oben rechts und unten) mit Durchlass für Schiffe:
Mein Weg führt durch Strassen, keine Schluchten, keine überdimensionierte Architektur, mittelalterliche Gefühle breiten sich aus, ein Ort ohne kapitalistische Hektik. Nur der Tourismus stört im Sommer die Regel. Hier ein paar zusammengewürfelte Impressionen verschiedener Gebäude/Fassaden:
Bald geht es weiter … Arbeitspause! War zu Tisch. Wichtig schien mir, Kontakte zur einheimischen Bevölkerung zu knüpfen, was sich nicht einfach gestaltete, da die meisten Tönninger ihre Räusche ausschliefen. Wenige der very important persons feierten permanent weiter, sie traf ich im Imbiss am Markt:
Eine Einladung zur Einnahme von Alkoholika lehnte ich ab. Ich wäre wahrscheinlich nicht mehr rechtzeitig in die Kurklinik zurückgekommen. Für einen Teller Pommes liess ich mich engagieren. Und erfuhr so manches aus der vierköpfigen Schicksalsgemeinschaft.
…
Mit Nirak zusammen am 09.01.2015 erneut in Tönning. Sie aus Cottbus, ich aus Mannheim. Urlaubsfreuden während einer Kur. Die glückliche und erfolgreiche Suche nach Zusammensein und Gemeinsamkeiten in einer Art Seelenverwandtschaft. Reden, fühlen, Verständnis. Wesensbezogene Gespräche und Einblicke, lange, bereits im Nahverkehrszug, auch schon zuvor. Sonst wäre dieser Ausflug nicht realisierbar geworden. Nun ist er zustande gekommen und wir vergnügten uns nicht nur im Hafen:
Im Gegensatz zum 01. Januar lag die Eider fast komplett unter einer Eisdecke, das Flüsschen ausserhalb des Ortes zeigte Eisgang:
Während einer Runde durch die Strassen trafen wir Bekannte und Unbekannte, Leute mit offenen Herzen ohne Scheu vor Kontakten und redseligen Unterhaltungen; auch wenn es lediglich Fragen nach dem richtigen Weg waren.

Wir wollten zu Fuss nach Kating, vielleicht zehn Kilometer durch unbekanntes Gebiet. Über Klein- und Gross Olversum Spaziergang nach Kleeverblatt, danach Kating und weiter zur ausserhalb des Ortes gelegenen Bedarfshaltestelle der Deutschen Bahn AG. Eine tote Bisamratte am Strassenrand, li., ein tierisches Liebespaar, re., wir fühlten uns wie zwischen Leben und Tod. Zwischen Bedauern und Erstaunen. Uns bleibt nicht mehr viel Zeit wollte die Natur uns sagen, um so mehr wandten wir uns einander zu. Eingehängt bummelten wir über kaum befahrene Landstrassen, auf Feldwegen und Deichdurchlässen. L’union fait la force, aber nicht für immer. Unser war für den Moment die Gegenwart. Eine Augenblicksrealität in der ebenen Flachheit der Eiderstedter Ewigkeit. Ein Hauch von Liebe schwebt über den nichtbewirtschafteten Feldern. Nur die neuzeitlichen Windmühlen drehen sich in der Ferne unablässig im Wind.
Begegnungen zu Zeiten der Wanderschaft:
Der Gang durchs Land, die Häuser:
Zum Abschluss ein Blick auf die uns umgebende Landschaft:
ES IST VORBEI.
Wer es nicht eh schon weiss: Garding befindet sich im Zentrum der Halbinsel Eiderstedt. In Nordfriesland. In Schleswig-Holstein. In Deutschland – Germany. Idyllisch gelegen zwischen St. Peter-Ording und Tönning, ← davon später in eigenen Artikeln.

Garding nennt sich Mommsen Stadt.
Bereits am Mini-Bahnhof führt man den Touristen, wenn er sich denn mit dem Zug hierher verirrt, in Richtung Zentrum zur St. Christian Kirche, wo sich im Garten des Gotteshauses eine Bronze-Büste vom Sohn des Ortes befindet.
Am Neujahrstag schien das Örtchen wie verschlafen, keine Menschenseele unterwegs. Alle noch müde vom übermässigen Genuss.
Nur Mommsen blickt wie verloren in altertümliche Ferne. Diese ewige Einsamkeit. In der Kälte, der Wärme, unter Regenschauern, immer im Wind, standfest…
…
…In die schier unendliche Weite, wo der Himmel die Erde küsst: seine Landschaft!
Und um sich herum ein paar Ansichten der Kleinstadt:
WIR verlassen den ausgestorbenen Ort und fahren nach Tönning (Artikel folgt).

Die Strasse
Thema Wärme
Thema Strasse
Aufnahme vom 01.12.2015
Thema Fettleibigkeit

Winter, Kälte, Obdachlosigkeit


Die Bankfilialen mit ihren Geld- und Wärmespendern melden wieder Hochkonjunktur. Aufnahme vom 01.11.2015, Foto Franz Bellmann.
…..
Deutschland am Anfang, Deutschland am Ende?








Im Anschluss eine Aufnahme aus Mannheim vom 23.01.2014, eingesetzt wie oben:
Ja, wir segnen Euch, seid wunschlos glücklich, erfreuet Eure Mitmenschen, schmeisst die Knarren in die Ecken, sucht und findet Frieden in Euch, mit Euch und bei Euch, kämpft gegen Armut…

…geht nicht vorbei, wenn Stehenbleiben angesagt ist, hinterlasst eine Spende, vielleicht ein Stück Brot oder einen Euroschein, was Ihr habt oder geben könnt, stellt Euch vor, Euch blüht ein ähnliches Desaster, Strasse, Kälte, keine Wohnung, nicht mal ein Bett…

…ja, nicht mal ein Bett, eine Isomatte gegen aufsteigende Bodenkälte, gegen Hüftbeschwerden am anderen Morgen beim Aufstehen, ein Schlafsack, keine Liebe, nur Durchhalten, gewusst wo, die Filiale ist beheizt, da lässt es sich bleiben, auch wenn ständig die Tür aufgeht…

…Geld ziehen, der Drecksack da in der Ecke geht einem am Arsch vorbei. Draussen vor der Schwingtür den Erkältungsrotz auf den Boden speien, die abgetragenen Klamotten hinterher und sich genussvoll einen Joint reinziehen…
…Draussen vor der Tür zum Reichtum den schlafenden Alk erwecken und verjagen…


…Maloche für kurzes Überleben, morgen der gleiche Gang, immer und immer, bis es die Seele zerfasert, bis zum Tod…oder bis zum Aufstand, bis zur Gegenwehr…bis der Mensch weint…

Und nicht mehr kann: Das existenzielle Ende…

Ein Gastbeitrag von Dr. Jens U. Meisterkleister (Arch., Unna):
Ich bedanke mich recht herzlich, dass unser Artikel über die Neckar Pampa beim Blog-Betreiber so rege Anteilnahme findet und es zu einer Veröffentlichung kommt. Das freut uns sehr, haben wir doch mit Herzblut in der Pampa recherchiert und fotografiert. Die Abende bei den Hausbesitzern vergingen beim Schach, gutem Essen, keiner Glotze und Gesprächen. Als Architekt interessiert mich vor allem, was Menschen in Eigenarbeit aus heruntergekommenen und vermeintlich abrissreifen Gebäuden herauszuholen verstehen. Ist ein Werk nach mitunter jahrelanger Tätigkeit wohnlich und arbeitsmässig gelungen, vergeben wir Preise und Auszeichnungen nicht nur als Pokal, sondern mit entsprechenden Dotationen.

So im vorliegenden Fall der Neckar Pampa, den unsere Architektengemeinschaft mit einem Beitrag in Höhe von einem Liter Original-Pastis honorierte. Dies ist preislich die bislang höchste Anerkennung. Jo Fisch, eigentlich Künstler, versteht sich selbst als Bauhandwerker und Modellierer. Dabei befand sich das Wohnhaus: ich weiss nicht mehr, steht es in Heiligkreuzsteinach, Hirschhorn, Elztal, gar Obrigheim, – da muss ich weiter recherchieren, in einem jämmerlichen Zustand. Die Natur – Efeu, Marder, Feuchtigkeit – breitete sich unaufhaltsam aus. Plötzlich, wie zum Glück für das Anwesen, tauchten Jo + Chris Fisch, zwei alte professionelle Sanierer, in der Pampa auf und übernahmen. Um sich eine deutlichere Vorstellung vom sanierungsbedürftigen Gebäudezustand zu gewärtigen, durften wir auf die fotografische Dokumentation der beiden Spezialisten zugreifen. Mit deren Erlaubnis veröffentlichen wir die folgenden Bilder⇓:
Wir fotografierten im umgestalteten Gebäude. Das ist ja notwendig, will man die monatelange Arbeit nachvollziehen und das Ergebnis zumindest ansatzweise öffentlich mitgeteilt bekommen. Man muss sich nur vorstellen, fast drei Jahre Baustellenleben. Dazu die berufliche Existenz – Erwerbsleben, Malerei, Kunst, Garten. Kein Zuckerschlecken, oder -lecken? Da überkommt einen gewiss ab und an ein Hänger! Nicht nur körperlich, auch seelisch. Und die Finanzierung? Baumaterial. Hilfe. Wer kocht, wer baut? Wer arbeitet? Nachbarschaftshilfe??? Das Ergebnis der Baumaßnahmen hat uns überzeugt⇓:
Über die Küche wollen wir noch ein paar Worte verlieren. Zunächst zeigen wir das Küchenfoto (in der Galerie oben links) noch mal in einer Vergrösserung⇓:

Wir verlassen das Refugium der Hausherrin und begeben uns ins Atelier von Jo, hier Fotos von Gemälden aus den Räumlichkeiten des Hauses und dem Atelier⇓:





So sieht das aus, wenn der Mensch Künstler ist und das Weib Gartenbau-Architektin (siehe Kräuter und mehr). Da geht einen das Herz auf; und endlich schmeckt’s mal wieder: frisch geerntete Gurken, Rote Bete, Äpfel, was weiss ich, auf eine solche Art und Weise kann sich das Individuum hervorragend verpflegen und verköstigen; und was machen die hungernden Milliarden? Irgendwann müssen sie zu Heuschrecken werden, wollen sie überleben. Dann hat das Paradies
ein Ende …
DieRedaktion bedankt sich beim Architekten Dr. Jens U. Meisterkleister für seinen einfühlsamen Bericht. Die gesamte Geschichte basiert auf wahren Begebenheiten und ist trotzdem frei erfunden: DieRedaktion
Nachtrag vom 12.03.2015, Portraits:
Bis zum nächsten Nachtrag.
Der Bericht wurde am 21.12.2015 aktualisiert, DieRedaktion.