Asche, beim Anblick von Christines Bildern sehen fast alle Betrachter: Sand! Tatsächlich handelt es sich um Asche aus dem im Winter oft bullerndem Ofen. Morgens gab es immer reichlich Ernte. Voller Aschenkasten, Inhalt mitunter noch glühend heiss, fast wie Lava, nach einer Weile in einem separaten Kasten restlos auskühlen lassen, und in den darauffolgenden Tagen kommt der grautonige Vorrat in den Verarbeitungsmodus: Materialverwertung!
Christine fand ihren arbeitstechnischen Pfad durch den Dschungel der Kunst total konsequent über vorbereitende Skizzen und planerische Überlegungen und Entscheidungen, wie es Architekten und Ingenieuren gutsteht. Christines umfangreiches Werk versuchen wir zu würdigen, ein Anfang wurde bereits mit der Veröffentlichung einiger Bilder gemacht, jetzt gehen wir experimentell zurück zur Basis und zeigen gut zwanzig Blätter aus ihrem Skizzen- und Planungsbuch:
Der genaue Beginn der Gesprächsrunde war am 30.12.2021 um 17:45 Uhr, es ging um Hoffnung. Und um Neujahrswünsche.
Irgendwie sollte es losgehen …
Die Antwort von Christel kam um 18:01 Uhr:
Danke für Neujahrswünsche! Die Vögel sollten lieber noch warten, sonst brüten sie zu früh, ist ja ohnehin zu warm mal wieder. Wir alle sollten uns ein zyklisches Denken angewöhnen anstatt immer nach vorn nach vorn nach vorn – wozu eigentlich?
Guten Rutsch und gefahrloses Neues Jahr! hey
Meine Antwort um 18:14 Uhr war ein Vorschlag bzw. eine Bitte:
Alle (fast alle) wünschen sich das alte Leben zurück. Warum eigentlich? Mit der Dauerschleife Tourismus, dem Totengräber der Welt? Ich persönlich wünsche mir das NEUE Leben zurück. Das Virus ist intelligenter und wird uns für ewig und immer bannen und ächten. Erneut Guten Rutsch, hoffe auf ein Interview zu meinem 80. Frage: wie alt bist DU denn? Könnte ja mal auf meiner WEB-Seite ein In … mit HEY machen? Einverstanden??????????????????
HEY’s Antwort ließ gute fünf Stunden auf sich warten (23:51 Uhr):
Also, das mit dem Interview zum 80. – das muss die Zeitung organisieren. Ich brauch da gar nix vorzuschlagen, da krieg ich eh keine Antwort.
Naja, aber ich selber werd auch 80 nächstes Jahr. Und das alte Leben wünsch ich mir auch nicht zurück, ich find es nicht schlecht so mit Büchern, DVDs, Kakteen und so. Außerdem lern ich grad Lakota, werd ich aber nie schaffen, es ist irre.
Interview auf der Bellmann-Website mit hey – wie würde das denn laufen? Fragen per Email oder müsste ich ins Mikro quasseln oder wie oder was? Wär ja echt ein Gag.
Guten Rutsch erst mal,
Gruß hey
Am 31.12.2021 früh um 4:15 Uhr meldete ich mich:
Hey, süper super – per E-Mail haben wir uns bislang bestens auseinandergesetzt, das könnte weiter so laufen, auch was das In … angeht. Danke für die Zusage. Meine erste Frage wäre, bevor ich weiter nachdenke, wie wäre es mit einer Schilderung Deines Lebens. Vom ersten Licht bis heute bzw. 2022 zum 80. Platz auf meiner Seite ist reichlich vorhanden. Bin neugierig, was da noch alles so kommen und uns einfallen wird. Süper Gruß Fra
Hey antwortet um 17:37 Uhr:
Also, die erste Frage:
Zu meinem Leben fällt mir überhaupt nix ein. Hab nie darüber nachgedacht, war mir immer zu langweilig. Ich bin ja nicht interessant, in welcher Hinsicht auch immer.
Nächste Frage?
Gruß hey
Nächste Frage um 18:04 Uhrund kurz danach eine kleine Anfrage wegen Artikelfoto um 18:23 Uhr:
Wie bist Du durchs Berufsleben gekommen?
Hallo Chris, vorab wollte ich Dich fragen, ob ich ein Porträtbild von Dir machen darf, quasi als Artikelfoto. Habe leider nur eins, das Manfred gemacht hat, das schicke ich jetzt mit:
Antwort von hey zu Frage und Anfrage um 21:14 Uhr:
Das Foto ist doch okay! Könnten Sie womöglich auch meinen Nachnamen erwähnen? Ich komme mir so kindisch vor nur mit dem Vornamen, den ich sowieso nicht mag.
Ja, wie bin ich durchs Berufsleben gekommen? Na ja, so wie jeder: Man geht morgens hin und kommt abends zurück, bei mir ging es allerdings auch an manchen Wochenenden weiter, und geschrieben hab ich am liebsten nachts. Ist immer noch so. Aber wie Sie sehen, ist auch daran nichts irgendwie Besonderes. Haben Sie echt keine interessanteren Fragen?
Meine Antwort zum Nachnamen und meine nächste Frage jeweils um 21:27 Uhr:
Okay, ich ergänze Deinen Nachnamen.
Lakota-Sprache lernen – auswandern in die Vereinigten Staaten von Amerika? Neustart als Squaw? Indianische Faszination? Abkehr von der Zivilisation? Zurück ins 19.Jahrhundert? Was wäre daran so irre?
Heybrock schreibt um 21:49 Uhr:
Jaha, jetzt kommen wir der Sache doch langsam näher. Also auswandern – nö. Und ne Squaw wird schon gar nicht aus mir, das Wort entstammt der Algonquin-Sprache und hat bei den Lakota die Bedeutung einer Schlampe, das wollen wir doch nicht. Übrigens ist es ähnlich mit Wörtern wie Wigwam oder Manitou – nix Sioux, bei denen sind das ein Tipi (dieses Rundzelt) und Wakan Tanka – unübersetzbar bezeichnet der Begriff eine unsichtbare und letztlich nicht erklärbare kreative Energie – die personalisierte Gottesvorstellung (etwa der bärtige Typ da über den Wolken, der umringt von Fanfare blasenden Engelchen auf dem Thron sitzt) kennen die Lakota nicht. Mit Wakan Tanka dürften sie der physikalischen Realität sehr nahe kommen.
Abkehr von der Zivilisation? Nein, ich lerne bei den Lakota gerade eine wirkliche Zivilisation erst kennen. Bin aber noch nicht lange dabei, erst wenige Monate. Und zurück ins 19. Jahrhundert? Wie soll man das denn machen ? Und warum – es war – jedenfalls für die indigenen Völker weltweit – ein Jahrhundert der Kolonisierung und des Grauens. Dahin will niemand zurück. Stattdessen müssen erst mal wir Kolonisatoren anfangen zu lernen, während die Indigenen langsam den Kopf heben. Das ist phantastisch und unglaublich spannend. Ich sitz jeden Tag vorm PC, lese meine Mails aus Lakota Nation und drücke die Daumen, dass es weiter geht. Und habe Angst vor den nächsten Wahlen in USA – Donald Trump ist ja nicht vorbei, der Albtraum hält an.
Wir starten ausgeruht ins Neue Jahr, kein Silvesterlärm, kein Gestank, kein Dreck für die Müllabfuhr, keine Verletzungen, keine Klinikeinweisungen usw. … Wir überwinden Mitternacht.
Frage an Frau Dr. Christel Heybrock am 31.12.2021 um 21:30 Uhr:
Würd gerne sukzessive unseren E-Mail-Verkehr veröffentlichen. Sobald genug Material vorhanden.
Antwort hey um 21:50 Uhr:
Ist okay, alles bestens. Ähm – ich fürchte mit den richtigen Fragen hör ich nicht mehr auf zu quasseln.
—–Original-Nachricht—–
Antwort und neue Frage von Franz am 31.12.2021 um 22:02 Uhr:
Sorry, hier wird nicht gequasselt – wir sprechen eine deutliche Sprache. Auch wenn es weh tut.
Zur Politik in USA: So weit ich persönlich weg davon bin, ein rechtsextremes Revival scheint mir undenkbar.
Siehe die Vorgänge in Chile bei den letzten Wahlen.
Wie schätzt Du das genauer ein?
Ausführliche Replik von hey am 01.01.2022 um 16:27 Uhr:
Also, das erstaunt mich, dass Sie ein Trump-Revival für undenkbar halten, auch die Situation in Südamerika ist völlig instabil, das geht seit Jahrhunderten so. Seit die spanischen und anderen Eroberer die vorigen Kulturen zerstört haben, ist nie mehr eine Stabilität zurück gekommen. Unter anderem die USA haben ja auch immer wieder dafür gesorgt – siehe Chile und den Sturz der Allende-Regierung. Und dass in USA Donald Trump eine richtige Bewegung auf die Beine gestellt hat, hinter der die Republikaner aus purem Machterhalt voll und ganz stehen – damit muss man rechnen. Die Mentalität der gesetzlosen Eroberer, die nur auf die eigenen Interessen setzen und sich auch von einem Staat nicht „gängeln“ lassen wollen, die ist ja nicht vorbei, und wenn Trump sein „America first“ in die Welt trompetet, dann meint er diese Mentalität. Ich fürchte, da stehen noch viele weitere Auseinandersetzungen bevor – mit höchst ungewissem Ausgang, aber der wird uns alle betreffen.
—–Original-Nachricht—–
In der Zwischenzeit ergaben sich organisatorische Fragen (z.B. Urheber- und Verwertungsrechte) per E-Mail. Auf die Wiedergabe dieser hier im Interview wird verzichtet, wir fahren mit dem Frage-Antwort-Spiel fort.
Zuvor noch ein Nachtrag bzw. eine Ergänzung zur am 31.12.2021 um 21:27 Uhr gestellten Frage und HEY’s Antwort um 21:49 Uhr zum Thema Lakota-Spracheund Tipi; die Nachricht kam am 01.01.2022 um 23:15 Uhr:
Hier ist ein Tipi, Gemälde des Schweizer Malers und Fotografen Karl Bodmer (1809-1893), von Wikimedia runtergeladen. Weil die Frist für Reprorechte vorüber ist, ist die Wiedergabe gemeinfrei. Das Bild stammt von 1833, als die Welt der Plains-Indianer noch in Ordnung war. Heute werden Tipis nur noch bei Powwow-Veranstaltungen errichtet, die Menschen in den Reservaten leben in meist erbärmlichen „eckigen“ Häusern. Ich überlege immer mal, ob es nicht sinnvoll wäre, heutzutage Tipis in runden Holzkonstruktionen für Wohnzwecke zu bauen – sie würden auf jeden Fall den Stürmen besser standhalten als so eine schnurgerade Hausfront, die dem Wind jede Menge Angriffsfläche bietet.
Gemälde (1833) des Schweizer Malers und Fotografen Karl Bodmer (1809-1893)
Am 02.01.2022 um 06:26 Uhr ging folgendes an HEY:
Hi hey, wir schreiben bereits den 02. Januar 2022, da kann ich nur feststellen: Wie die Zeit vergeht! Bitte zurück zum Interview. Du schreibst am 31.12.2021: „… Ich sitz jeden Tag vorm PC, lese meine Mails aus Lakota Nation und drücke die Daumen, dass es weiter geht. Und habe Angst vor den nächsten Wahlen in USA …“ Führst Du Deine Korrespondenz auf Lakota? Egal wie, ob auf Deutsch, Englisch, würdest Du uns Mails aus Lakota Nation zur Veröffentlichung zur Verfügung stellen? Vielleicht auszugsweise? Was genau soll weitergehen? Handelt es sich um Restitutionen? Rückgabe von Land? Etc. … Spielen Repressionen eine Rolle? Grüsse Dich Franz P.s.: Habe inzwischen weiter veröffentlicht.
HEY antwortet am selben Tag um 13:45 Uhr:
Okay, dies hier erst mal als Anfang. Ich bin nach langer Suche nach seriösen Connections auf das Netzwerk von Evelin Cervencova gestoßen:
Darin sind zahlreiche Institutionen enthalten, darunter das Lakota People’s Law Project und das Nachrichtenmagazin Native News Online. Es gibt eine Verbindung zu einem Sprachinstitut (Lakol), man kann Patenschaften für Menschen in den Reservaten Pine Ridge und Rose Bud abschließen – die Informationen sind alle kostenlos, aber Spenden eigentlich ständig erwünscht, denn die Reservate sind in so elendem Zustand, dass man glaubt, so was könne es in USA gar nicht geben. Der Status entspricht dem einer Dritten Welt, und das ist natürlich traditionell politisch gewollt. Unter Obama wurde es etwas besser, teilweise wurden weitere industrielle „Erschließungen“ in den Reservaten verhindert, teilweise etwas Land zurück gegeben. Trump hat das rückgängig gemacht und wird es wieder tun, wenn er erneut gewählt wird. Biden versucht, zugunsten der Indianer die Trump-Maßnahmen rückgängig zu machen… so geht das immer weiter und eine stabile Situation ist in weiter Ferne. Es gibt Schulen in den Reservaten, darunter eine Waldorf Schule (die sich die Lakota gewünscht haben) und ein Jesuiten-Institut, das St. Josephs Hilfsprojekt, na ja, ich weiß nicht, angeblich bekommen die Schüler dort Unterweisungen in ihren eigenen kulturellen Traditionen, aber ich bezweifle, dass die Sioux traditionell Jesuiten waren…
Das Netzwerk von Evelin funktioniert in Deutsch und Englisch, wobei die Infos in Englisch natürlich zahlreicher sind. Ach, und wenn es ein Powwow gibt, posten die Lakota alles auf Youtube, da sind die munter dabei.
Das Problem mit der Sprache ist für uns völlig ungewohnt, denn noch vor wenigen Jahrzehnten wurde den Lakota ihre eigene Sprache verboten, die Kinder in den Schulen wurden geschlagen, wenn sie Lakol sprachen, die wurden auf Englisch dressiert, mit traumatischen Folgen. Nun müssen die Lakota ihre eigene Sprache erst wieder lernen – eine Chance für Weiße, die da auch eintauchen möchten. Aber, herrjeh, einfach ist es nicht, es ist eine andere Art zu denken.
Ich glaub, für heute haben Sie genug, oder? Und dann fangen Sie auch noch mitten in der Nacht an zu arbeiten, Gott im Himmel, 6 Uhr dingsbums, da bin ich gerade in der Falle.
02.01.2022, 16:11 Uhr:Patenschaften für Menschen in den Reservaten Pine Ridge und Rose Bud, ich mag Dir nicht zu nahe treten: Bist Du Patin? Powwow – Stammestreffen wie vor 200 Jahren?
Antwort hey um 20:27 Uhr:
Ich werd das in nächster Zukunft entscheiden und denke, dass ich vor allem einen älteren Menschen unterstützen werde. Ich möchte aber noch mehr Rundum-Informationen einsammeln, damit ich die Situation insgesamt besser beurteilen kann, zum Beispiel die Frage nach der medizinischen Versorgung, Alkoholproblemen und der Suizidrate.
Die Powwows sind heute natürlich etwas anders und weniger rituell, aber es scheint, dass es den Teilnehmern nicht nur um Spaß und Tänze, sondern auch um Informationsaustausch und gestärktes Bewusstsein für Traditionen geht. Vor allem junge Natives werden mit eigenen Bands und Diskussionsbeiträgen herangezogen. Soll ich Ihnen eine Info schicken, wenn das nächste Powwow ansteht? Könnte sein, dass zu Frühlingsanfang um den 20.März wieder was losgeht.
Erste Stellungnahme des Expertenrates der Bundesregierung zu COVID-19
Einordnung und Konsequenzen der Omikronwelle
Datum der Veröffentlichung: 19.12.2021
Aktuelle Ausgangslage in Deutschland
In der vierten und bislang stärksten Infektionswelle nach fast zwei Jahren Corona-Pandemie arbeitet das deutsche Gesundheitssystem aktuell unter sehr hoher Last. Neben einer konstant hohen Zahl von COVID-19 Patient:innen mit starker Belastung, insbesondere der Intensivbereiche, ist die Versorgung der nicht-COVID Erkrankten bereits in Teilen eingeschränkt. Schwerwiegende Verluste im Personalbereich der Krankenhäuser sind eingetreten und werden weiter zunehmen.
Die aktuell sinkenden Inzidenzen werden von weiten Teilen der Gesellschaft und Politik als Zeichen der Entspannung wahrgenommen. Die zu erwartende Meldeverzögerung über die kommenden Feiertage wird diesen Eindruck weiter verstärken. Aus den in der Folge aufgeführten Gründen ist dieser Eindruck nicht gerechtfertigt.
Aktueller Kenntnisstand zu Omikron/ B1.1.529
Die kürzlich identifizierte Omikron-Variante bringt eine neue Dimension in das Pandemiegeschehen. Omikron zeichnet sich durch eine stark gesteigerte Übertragbarkeit und ein Unterlaufen eines bestehenden Immunschutzes aus. Dies bedeutet, dass die neue Variante mehrere ungünstige Eigenschaften vereint. Sie infiziert in kürzester Zeit deutlich mehr Menschen und bezieht auch Genesene und Geimpfte stärker in das Infektionsgeschehen ein. Dies kann zu einer explosionsartigen Verbreitung führen: In Dänemark, Norwegen, den Niederlanden und Großbritannien wird bereits eine nie dagewesenen Verbreitungsgeschwindigkeit mit Omikron-Verdopplungszeiten von etwa 2-3 Tagen beobachtet. Mehrere unserer betroffenen Nachbarstaaten haben angesichts dieser Dynamik umgehend teils tiefgreifende Gegenmaßnahmen zur Eindämmung eines potentiell unkontrollierbaren Infektionsgeschehens ergriffen. Auch wenn in dieser frühen Phase der Omikronwelle die Krankheitsschwere nicht abschließend beurteilt werden kann, steigt die Hospitalisierung in Hotspots wie London bereits deutlich an. Es ist bisher nicht davon auszugehen, dass im Vergleich zur Delta-Variante Menschen ohne Immunschutz einen milderen Krankheitsverlauf aufweisen werden. Erste Studienergebnisse zeigen, dass der Impfschutz gegen die Omikron-Variante rasch nachlässt und auch immune Personen symptomatisch erkranken. Der Schutz vor schwerer Erkrankung bleibt wahrscheinlich teilweise erhalten. Mehrere Studien zeigen einen deutlich verbesserten Immunschutz nach erfolgter Boosterimpfung mit den derzeit verfügbaren mRNA Impfstoffen. In Deutschland ist jedoch aufgrund der vergleichsweise großen Impflücke, die insbesondere bei Erwachsenen besteht, mit einer sehr hohen Krankheitslast durch Omikron zu rechnen.
Kurz- und mittelfristige Szenarien des Infektionsgeschehens in Deutschland
Nationale und internationale Modellierungen der Infektionsdynamik und möglicher Spitzen- Inzidenzen zeigen eine neue Qualität der Pandemie auf. Die in Deutschland angenommene Verdopplungszeit der Omikron-Inzidenz liegt aktuell im Bereich von etwa 2-4 Tagen. Durch die derzeitig gültigen Maßnahmen ist diese Verdoppelungszeit im Vergleich zu England zwar etwas langsamer, aber deutlich schneller als bei allen bisherigen Varianten. Sollte sich die Ausbreitung der Omikron-Variante in Deutschland so fortsetzen, wäre ein relevanter Teil der
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Bevölkerung zeitgleich erkrankt und/oder in Quarantäne. Dadurch wäre das Gesundheitssystem und die gesamte kritische Infrastruktur unseres Landes extrem belastet. Weitere Kollateraleffekte sind insbesondere in der berufstätigen Bevölkerung zu erwarten, u.a. durch die dann notwendige Betreuung von Kindern oder pflegebedürftigen Menschen. Eine massive Ausweitung der Boosterkampagne kann die Dynamik verlangsamen und damit das Ausmaß mindern, aber nicht verhindern. Laut der mathematischen Modelle kann eine Überlastung des Gesundheitssystems und die Einschränkung der kritischen Infrastruktur nur zusammen mit starken Kontaktreduktionen eingedämmt werden.
Gefährdungspotential für die kritische Infrastruktur
Schnell steigende Inzidenzen bergen hohe Risiken für die kritischen Infrastruktur (KRITIS) in Deutschland. Hierzu gehören unter anderem Krankenhäuser, Polizei, Feuerwehr, Rettungsdienst, Telekommunikation, Strom- und Wasserversorgung und die entsprechende Logistik. Deshalb bedarf es einer umfassenden und sofortigen Vorbereitung des Schutzes der kritischen Infrastruktur unseres Landes. Es müssen in den kommenden Tagen Vorkehrungen für die ersten Monate des Jahres 2022 getroffen werden, und zwar auf politischer und organisatorischer Ebene des Bundes, der Länder, der Städte und Gemeinden. Dabei sollten mögliche Partner wie Bundeswehr, THW oder Hilfsorganisationen frühzeitig eingebunden werden. Aktivierungswege und Steuerungsmechanismen müssen kurzfristig verfügbar sein sowie ausreichende Testkapazitäten und Versorgungsketten sichergestellt werden. Die Krankenhäuser müssen eine hinreichende Vorratshaltung von Material und Medikamenten herstellen. Eine schnelle politische Handlungsfähigkeit muss zu jedem Zeitpunkt auch während der Feiertage gewährleistet sein.
Belastung des Gesundheitssystems durch Omikron
Aufgrund des gleichzeitigen, extremen Patientenaufkommens ist eine erhebliche Überlastung der Krankenhäuser zu erwarten – selbst für den wenig wahrscheinlichen Fall einer deutlich abgeschwächten Krankheitsschwere im Vergleich zur Delta-Variante. Sogar wenn sich alle Krankenhäuser ausschließlich auf die Versorgung von Notfällen und dringlichen Eingriffen konzentrieren, wird eine qualitativ angemessene Versorgung aller Erkrankten nicht mehr möglich sein. Eine strategische Patientenverlegung kann aufgrund der zu erwartenden flächendeckend hohen Belastung nicht mehr nennenswert zu einer regionalen Entlastung beitragen.
Zeitnah notwendige Maßnahmen
Aus dem geschilderten Szenario ergibt sich Handlungsbedarf bereits für die kommenden Tage. Wirksame bundesweit abgestimmte Gegenmaßnahmen zur Kontrolle des Infektionsgeschehens sind vorzubereiten, insbesondere gut geplante und gut kommunizierte Kontaktbeschränkungen. Die aktuell geltenden Maßnahmen müssen darüber hinaus noch stringenter fortgeführt werden. Parallel sollte die Impfkampagne erheblich intensiviert werden. Die Boosterimpfungen, wie auch die Erst- und Zweitimpfungen, müssen auch über die kommenden Feiertage mit allen verfügbaren Mitteln fortgesetzt und weiter beschleunigt werden. Insbesondere für Ältere und andere Personen mit bekanntem Risiko für einen schweren COVID-19 Verlauf ist höchste Dringlichkeit geboten. Allerdings zeigen alle Modelle, dass Boosterimpfungen alleine keine ausreichende Eindämmung der Omikronwelle bewirken, sondern zusätzlich Kontaktbeschränkungen notwendig sind. Neben den notwendigen politischen Entscheidungen muss die Bevölkerung intensiv zur aktiven Infektionskontrolle aufgefordert werden. Dazu gehören die Vermeidung größerer Zusammenkünfte, das
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konsequente, bevorzugte Tragen von FFP2 Masken, insbesondere in Innenbereichen, sowie der verstärkte Einsatz von Schnelltests bei Zusammenkünften vor und während der Festtage. Besonders vulnerable Gruppen bedürfen verstärkter Schutzmaßnahmen durch hochfrequente Testung und FFP2 Masken.
Bei allen Entscheidungen müssen die Interessen besonders belasteter und vulnerabler Gruppen, wie beispielsweise Kinder, Jugendliche oder Pflegebedürftige höchste Priorität erhalten. Der Expertenrat erwartet für die kommenden Wochen und Monate enorme Herausforderungen, die ein gemeinsames und zeitnahes Handeln aller erfordern. Neben dem konsequenten Handeln ist stringentes Erklären entscheidend. Die Omikronwelle trifft auf eine Bevölkerung, die durch eine fast zweijährige Pandemie und deren Bekämpfung erschöpft ist und in der massive Spannungen täglich offenkundig sind. Eine umfassende Kommunikationsstrategie mit nachvollziehbaren Erklärungen der neuen Risikosituation und der daraus folgenden Massnahmen ist essentiell. Die Omikronwelle läßt sich in dieser hochdynamischen Lage nur durch entschlossenes und nachhaltiges politisches Handeln bewältigen.
Was passiert im Leben, wenn man plötzlich von hier nach dort gerät. Und das Geschehen nicht hinterfragen mag. Das Hier mit einem Schlag Vergangenheit, und das Dort, was ist, was wird aus dem Dort. Für viele bestimmt das Schicksal, die Welt ihr Geraten. Wenige dürfen selbst über sich entscheiden. Hat sich Roman frei bewegt und sein Tun bejaht? Wer weiss es, er spricht nicht darüber. Eine Frage nach seiner Existenz hiesse den Besuch scheitern lassen, er will sein Leben, kein adhoc-Besucher besitzt das Recht des Zugangs.
Meine vier Wochen in Essaouira und der ländlichen Umgebung spielten mir eine Informantin zu, die sich in der internationalen Kunstszene der Stadt auskennt. Bei einem Besuch bei ihr in ihrem Schokoladenlokal am Place 11 Janvier fiel der Name Lazarev. Was braucht der Sucher in einem Moment des Zufalls: Informationen! Kurze Hinweise, die Adresse! Bab Marrakech – immer geradeaus. Rue Mohamed El Qorry – immer geradeaus. Die zentrale Achse der Medina queren – immer geradeaus. In der Rue Abdelazziz Al Fachtali bin ich am Ziel. Rechts vom Hotel des Amis: sein Haus. Ich frage rum, ein Marokkaner zeigt mir die Tür und die Klingel zum Atelier, niemand antwortet. Roman muss sich bewegen – aus gesundheitlichen Gründen, sagt mir ein vertraulicher Nachrichtensprecher. Ich werfe einen mitgebrachten Wisch in den Schlitz des Briefkasten und gehe spazier’n. Nicht wie im Zettel angekündigt, sondern erst ein paar Tage später: machte ich mich erneut auf die Suche nach Roman Lazarev.
Der eigentliche Eingang zur Atelierwohnung
Ein liebenswerter Mensch, freundlich und doch reserviert. Wie würde ich mich verhalten, stünde so mir nichts dir nichts ein Fremder vor meiner Tür: mit dem Anliegen eines Atelierbesuchs?
Die Tür war unverschlossen, Roman rief mich die architektonische Qual der Treppe hinauf, ich bestand die erste Hürde mit Bravour. Im fortgeschrittenem Alter bedarf es einer exquisiten Obacht beim Hinauf und vor allem beim Hinab. Nur keine Sorge, ich kam unbeschadet wieder runter, eine Stunde gewährte mir der Künstler – Artiste Peintre – wie auf seiner Visitenkarte steht, und ich fand Glück.
Lazarev in einem Foto-Shooting, das Atelier und einige Werke:
So weit, so gut.
Roman Lazarev 2016 Essaouira Maroc, neu verlegt 29.11.2021