Das ist jetzt der dritte Inselhupfer im Griechischen Paradies. Santorin, Ios – NAXOS. Gleich um die Ecke käme Paros, danach Antiparos und Apollonia und so weiter und so fort. Südlich davon Ios und noch weiter südlich Kreta. Und dann Afrika. Die Ägäis glänzt mit Inseln. Zu Zeiten der Finanzkrise – immer noch in Greece! – wollte man sie verscherbeln, oder besser dies wurde gefordert, vielleicht ist es mit dem ein oder anderen Eiland geschehen: En gros ging nicht. Gott sei Dank. Die Griechen bleiben im Geschäft, zumindest was den Tourismus angeht. Naxos beherrscht die Kykladen ihrer schieren Grösse wegen. Und wir erinnern ›Die schlafende Ariadne auf Naxos‹ und den Ariadne-Faden. Da geht’s um vor- und urzeitliche Menschenopfer – und Theseus soll die Jungfrauen gerettet haben, bevor Minotaurus sie schwängerte, was einer Vergewaltigung gleichgekommen wäre.
Griechenland – die Wiege der Demokratie? Die Staatsflagge bildet gewiss die Schönheit der Inseln, der Himmel und der Meere ab⇓:
Als Vorbilder könnten sich die Hellenen die Schwaben nehmen; schaffe, schaffe, Häusle baue und net nach de Mädel – sprich Touristinnen – schaue‘. Wie in Portugal marodiert auch in Griechenland einiges an Infrastruktur. Gegen Verfall hilft nur Arbeit, angetrieben von Projekten per Förderung durch EU und durch Milliardäre, die ihr Land so schäbig in Stich gelassen zu haben scheinen. Die wären eigentlich am Zug, doch die pokern lieber; und wetten bis zum Umfallen⇓:
Da muss der neutrale Beobachter eine Art reicher Verantwortungslosigkeit konstatieren. Bei Geld sehen viele nur dessen Mehrung. Allein das ist schon verantwortungslos. Die Kapitalisten stört das wenig. Sie wetten nicht im Laden um die Ecke, sie wetten auf Insider-Absprachen. Das schafft Knete.
Nun gut, wir gehören eher zur romantischen Generation, weshalb wir der Natur frönen und nicht dem schnöden Mammon⇓:
That’s a little bit of Naxos, if you want to see more, call me … and TONIS
Griechische Inseln: Für viele – einmal dort, immer dort. Nix wie fort. Mit polyglotten Reiseführern finden sich die einsamen Liebesstrände wie von selbst.
Foto L. Roth
Wir lieben Kreta, allein der Jahrtausende alten Kultur wegen. Und wie hat die Insel in die Ferne ausgestrahlt in ihrer schier ewig währenden Geschichte! Eine Einmaligkeit. Wir konnten nicht anders: Wir griffen zu Pinsel und Farbe, in Karlsruhe, im damaligen Atelier in der Schillerstrasse 17, und hinterliessen ein Wandgemälde zur Minoischen Kultur des Sagenkönigs Minos. Es zeigt einen Ausschnitt des Sarkophags aus Agia Triada (Südkreta). Im Archäologischen Museum in der Innenstadt von Iraklion im Saal 14 findet man die in KA in der Toreinfahrt dargestellte Prozession. Darunter der Sprung eines Akrobaten über einen Stier. Das Wandgemälde stammt aus dem Jahr 1977, es bewies beim letzten Besuch eine hervorragende Farbkraft.
Das zeugt von Erinnerungen. Von den Reisen nach Griechenland. Mal mit dem Motorrad durch das damalige Jugoslawien Titos, mal mit dem Zug nach Athen. Oder, wie zuallererst mit dem Daumen über Süditalien, ich denke an Brindisi.
Feine Reisen. Mit noch feineren Zielen. Heute die TONIS:IOS, griechisch ΙΟΣ, hier soll, na wer schon, HOMER begraben sein. Wir treffen Odysseus, er schifft sich grad ein zur Heimreise, Penelope und Telemach erwarten ihn sehnsüchtig. Jedoch ein Umtrunk mit TONIS will sein. Eine Nacht mehr oder weniger macht noch keine 20 Jahre. Die Freier von Penelope hatten eh keine Chance: Tod den Abtrünnigen, Tod den Zweiflern.
ΙΟΣ – Ägäis – Kykladen – so ziemlich nördlich von Kreta, gilt nach wie vor als Synonym für Geruhsamkeit. Und Heiterkeit. Und Liebeslust. Verwöhnt von Sonne, Strand und klaren Wassern, wissen die Besucher wie die Einheimischen nicht mehr wohin denn mit ihren Sinnen.
Das klärt sich bei einem Schwimm!
Nach opulentem Frühstück und reichlich Palaver nimmt der Touri / die Touri ein Bad. Entweder im hoteleigenen Swimmingpool oder am Strand. Doch ja: besser am Strand, ist der nicht verlockend(?)⇓:
Wer es genauer wissen will, nimmt die Hauptbucht, per Segel, attraktiver als privat kann sich die Insel nicht darbieten. Man schleust sich ein und bleibt: manche für immer.
Erscheinungsbild der Alster an der Timmermann-Brücke
Das heisst: mit der U-Bahn (Flexi-Wochen-Karte) U 1 nach Ohlstedt, von dort mit dem Bus (176/276) bis Haltestelle Wohldorf, Ausstieg im Alsterblick … Beginn der Fahrt: Einstieg S-Bahn Haltestelle Landwehr (S 1), ab meiner Wohnung ca. 10 min zu Fuss dahin. Das Fahrrad blieb in der Garage, da Mitnahme in den Zügen erst ab 9:00 Uhr gestattet (die Zeit zwischen 6:00 und 9:00 Uhr wird als Hauptverkehrszeit angesehen, auch die zwischen 16:00 und 18:00 Uhr). Wir wollen so früh wie möglich vor Ort sein und wandern … Umstieg Haltestelle Wandsbeker Chaussee in die U 1. Gut, umständlich zwar, aber Landkarten und Tarif- und Streckenpläne des HVV helfen weiter. Am Hauptbahnhof gibt es alles, was so ein Touri braucht, Info-Point. Smartphone geht problemlos, Google und Internet stehen parat. Also nix wie ran und einige Kilometer zu Fuss durch den Wald entlang der Alster.
Nicht eine gesengte Sau ist unterwegs. Der frühe Verkehrslärm erlischt mit jedem Schritt. Abgeschiedenheit breitet sich aus. Alleinsein. Wald. Vögel. Windstösse. Ein Rauschen: Blätter. Zwei Rauschen: Alster. Der Fussweg zeigt eindeutig nach Poppenbüttel⇓:
Schriftmalerei auf Baumrinde
Da schreite ich richtig, zur Sicherheit ein weiterer Hinweis⇓:
Sackgasse Reye, am besten fragen, oder irgendwo läuten, der Hamburger erscheint nicht mit ’nem Schiessprügel, aber mit bissigen Pudeln
Ich blicke tief ins Gewässer⇓:
Die ersten Brückenkonstruktionen liegen hinter uns und ich beginne zu singen: »Das Wandern ist des Müllers Lust, das Wandern, das muss ein schlechter Müller sein, dem niemals fiel das Wandern ein, das Wandern.« Juche. Na ja, so schlimm ist es nun auch wieder nicht. Den Satz hätten wir uns schenken können.
Ich gerate in ein weiteres Hamburger Naturschutzgebiet (vergleiche Wedeler Au): Das Rodenbeker Quellental. Es steht zu lesen:
Liebe Bürgerinnen und Bürger,
dieses Gebiet ist durch die Verordnungen des Senats vom 25.01.1977 und nach der Gebietserweiterung am 26. Juli 2011 als Naturschutzgebiet ausgewiesen.
Schutzzweck ist es, die vielfältigen
Das oben habe ich klaro abfotografiert; es geht noch weiter, nicht dass man meint, Ämter seien zur Beglückung da⇓:
Im Naturschutzgebiet ist es u. a. verboten
Es folgen zehn weitere Hinweise. »Verstösse werden als Ordnungswidrigkeit oder Straftat verfolgt!«
Da schwindet mir die Lust am Wandern. Früher gab’s gewiss keine Schilder und Hinweise und Drohungen, man hatte sich auch an nichts gehalten (z. B. Wilderei, Jagden, bis hin zu Kaisern), sonst wären solche Schilder mitten im Naturschutzgebiet heute nicht notwendig! Da gingen einige mit schlechtem Beispiel voran und vor Wölfen herrscht nach wie vor die Angst. Eine unsinnige Weise. Man stelle sich vor, die bissigen Pudel von oben wären ausgebüxt und würden sich auf mich stürzen wollen. Wie Wölfe. Mein Fleisch ist alt und zäh, kein Leckerbissen für Pudel. Das ist die Rettung. Oder: die Alster.
Achtung auch! Grosse Schneckenwanderung im Quellgebiet⇓:
Wegschnecke ohne Schale (Nacktschnecke)Könnte eine Spanische Wegschnecke sein, wer es besser weiss: bitte melden!
Das Quellgebiet und die Alster in diesem Areal sind uns einige Aufnahmen wert⇓:
Wir liefen kräftig zu und näherten uns urplötzlich der ehemaligen Rodenbeker Mühle /Abriss Mitte der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Jetzt steht an ihrer Stelle das Gasthaus Quellenhof⇓:
Die Spezialisten fürs Reetdach bei der Arbeit
Ganz unscheinbar neben dem Gebäude finden offene Augen eine Hinweistafel zur Historie der Rodenbeker Mühle mitsamt einem Aquarell von C. Fr. Stange. Die Mühle lag am Ende des Rodenbeker Teiches zur Alster hin. Die Tafel erwähnt gleichfalls einen Mühlstein, der die Jahrhunderte überdauert haben soll und dem Quellenhof als Beleg für den historischen Standort gilt. Wir verabschieden uns aus der urwüchsigen Landschaft rund um die Alster, nicht ohne uns einen wehmütigen Blick zurück zu gönnen⇓:
Der Mittelkanal besitzt eine unglaubliche Länge, dieses Hamburg zieht sich, egal wo man sich grad befindet. Das beste Beispiel ist die Wedeler Au, ein Bächlein der besonderen Art! Oder die Alster. Und da fehlt gewiss noch der Südkanal, den besuchen wir nächstes Jahr.
Also, Mittelkanal, wir radeln so etwa in der Gegend um den Hamburger Grossmarkt und schauen nach Motiven. Der Mittelkanal stösst auf den Schleusenkanal und der in den Oberhafen. Wenn wir schon mal da sind: werfen wir einen View zurück⇓:
S-Bahn Hammerbrook
Am Mittelkanal
Abgestellter Bagger Lippeltstrasse
Genietetes Stahlkonstrukt
Schleuse mit Riesenrad
Die Versuchung war immens, doch das Marktareal blieb mir versperrt. Ich kraxelte eine Wendeltreppe hoch aufs Garagendeck gegenüber für einen ausgesuchten Überblick auf den Grossmarkt, das war natürlich eine Ersatzbefriedigung. Besser von drinnen als von draussen fotografieren⇓:
Anfahrt
Futuristisches Gebäude
Panorama
Dach neben Garage
Einfahrt zum Markt
Das hat immer weniger Bezug zum Mittelkanal, der wird nach und nach nebensächlicher. Wir nähern uns den überwältigenden urbanen Arealen, die im Hamburgtourismus die erste Geige spielen: Hafen-City, Speicherstadt, Deichtorhallen, Spiegel, Elbphilharmonie … Das raubt mir den Atem, irgendwie gelangte ich mit meinem Radl zur Oberhafenbrücke, da macht’s in einem fort klick⇓:
Oberhafenbrücke
Unter der Brücke
Verlagsgebäude
Ericus-Brücke
Deichtorhallen
Wir reichen den Abschied ein, etwas abrupt, ja: es hat zu tröpfeln begonnen⇓:
Ziemlich weit abseits von Touristenscharen und Vergnügungssüchtigen verläuft anfangs der Mittelkanal, bis er dann irgendwo hinter Hammerbrook den Oberhafen trifft. Wir starteten beim Gartenbauverein Rückersweg e.V., das ist gleich um die Ecke der SängerAkademieHamburg (SAH). Die Gartenanlage selbst ist Naherholungsgebiet und für Besucher geöffnet, wir beginnen fotomässig an der Ansaugstelle Ortsteil Hamm-Mitte⇓:
Der Mittelkanal
Wir suchen einen besseren Überblick. Der findet sich auf dem Garagendach gegenüber bei den Sängerinnen und Sängern der Akademie. Aus leicht erhöhter Position lassen sich die ans Ufer gebauten Überdachungen für Motorboote deutlicher aufnehmen als vom Standpunkt des obigen Fotos⇓:
Selbstgefertigte Motor- und Segelboot-Garagen am Anfang des KanalsLinks im Hintergrund die gefährliche Ansaugstelle
Ein paar Radumdrehungen weiter ein Unikum von Kamin. Danach eine Idylle, besser eine Kanalidylle. Eine Uferbebauung. Natur am Kanal. Noch ne Bebauung. Und noch ne Bebauung⇓:
Schade um den schönen Kanal, oder auch nicht, wie man’s nimmt. Jedenfalls haben Fussgänger dort nichts verloren. Beide Ufer zugebaut. Häuser und Industrie. Weiter nach Hammerbrook zu öffnet er sich fürs Publikum. An wenigen Stellen. Noch verharren wir im industriellen Bereich, hier einige Aufnahmen⇓:
Die Aufnahme vor dem sog. Berliner Bogen (Anckelmannsplatz) bringt die erste freizugängliche Uferbegrünung am Mittelkanal ins Blickfeld, bei Neubauten bzw. Planungen wird anscheinend nicht nur dem Bedürfnis der Anlieger nach Ruhe und Erholung Rechnung gezollt. Die Stadtplaner haben ein profundes Interesse an Begrünung und offenerer Bebauung.
Wir halten in der Süderstrasse am Hochwasserbassin. Neben dem Rückerskanal die bislang einzige Wasserverbindung zum Südkanal; es gibt Hausboote zu bestaunen, die man auch auf der Alster antrifft – im Hintergrund die Rückseite des Berliner Bogens. In der Gegend (Hammerbrook) wird zurzeit unter Hochdruck gearbeitet, Glasbauten beherrschen den Stadtteil, auch Abriss ist angesagt⇓:
Wir unterqueren die S-Bahn Station Hamburg-Hammerbrook und begehen das Vera-Brittain-Ufer⇓:
Und erblicken in der Ferne das Riesenrad in der Hafencity: offizieller Verkehrshinweis → Cruise Center HafenCity⇓:
Blick auf das Vera-Brittain-Ufer
Das mit dem Cruisen ist nicht so einfach, eine Einlassung auf Lexikon und Wikipedia ergibt, Zitat: »Ohne bestimmtes Ziel (gemächlich) herumfahren oder -gehen (um andere zu sehen und selbst gesehen zu werden).« Und Wikipedia: »Cruisen (engl.to cruise, dt.fahren, kreuzen) ist ein Lehnwort für eine ursprünglich in den 1950er Jahren unter US-amerikanischenTeenagern entstandenes Freizeitvergnügen, bei dem man mit einem Automobil langsam an von vielen Passanten frequentierten Orten (Strand etc.) entlangfährt. Dabei geht es um die Darstellung des eigenen sozialen Status und meist auch um das Finden von Sexualpartnern.«
Ob das letztendlich von einigen Hamburgern so gemeint ist???
Der Mittelkanal will und will nicht enden. Das Wetter passt, wie man an den Aufnahmen sieht. Wir radeln weiter, sozialen Status gibt es nicht darzustellen, mit ’nem Radl!?! Wir finden keine Sexualpartner, dafür illegale Feuerstellen↓ (Liebesnester?), Zugang über einsturzgefährdete Mauerreste↓ und Extravakanzen der besonderen Art↓:
Text an der Frontscheibe: *BITTE ANRUFEN FALLS DAS FAHRZEUG JEMANDEM IM WEG STEHT. VIELEN DANK! JIRKO 0172/5414678
Mit einem voyeuristischen Augenblick ins Innere des gelben Busses⇓: