Gestern und vorgestern gab’s Nachtwandel im Jungbusch. Die neunte Wiederholung. Das kümmerte uns wenig, zuviel Masse, wenig Klasse, mehr Radau, Kontemplation? Wir ziehen Radtouren in angrenzenden Gebieten vor, zumal im Mannheimer Rheinhafen, der hat wenigstens einiges zu bieten. Respekt, Respekt, was für eine Offenbarung. Die Meisten latschen halt gern mit der Masse durch Konsumtempel, oder wie eben am Wochenende durch den Busch. Hinterher ist die Gegend voller Glasscherben, um 23:00 Uhr ist Besucherrekord. Schätzung, gefühlt: 23.000 Gäste. Rekordverdächtig.
Aus Containern zusammengestückeltes Büro auf dem Gelände der HELLASTRANS GmbH, ein Erkennungsmerkmal
Tagsüber im Hafen bei blauem, fast wolkenlosem Himmel zeigt sich das Leben von seiner angenehmeren Seite. Einfach wunderschön war’s gestern, da macht Fotos machen Freude. Und der Hafen gönnte uns eine kleine Entdeckung, oben ein Bild einer etwas eigenartigen Behausung, die sich auf dem Areal der griechischen HellasTrans GmbH befindet. Das machte neugierig und fragen soll ja nichts kosten. So war’s denn auch, man liess mich auf das Firmengelände und ich durfte Aufnahmen machen, wo und wie ich wollte. Dafür und für die Erlaubnis von hier aus ein dickes Dankeschön. Von drinnen im Sonnenlicht sieht das Büro richtig geil aus:
Den Künstler bzw. Urheber dieses Baus würde ich gerne kennenlernen…
Im Hafen stehen reichlich ausrangierte Container rum, auf diese Art und Weise zusammengefügt ergäben sich: Domizile für -Kunst, -Wanderer zwischen den Welten, -Flüchtlinge, -Politiker mit etwas Mut, and so on.
Nun gut, HellasTrans war die erste Firma, die wir besuchen durften, Fotos hätten wir genug, wir wollen später noch mal nachschauen und weiter berichten, Die Redaktion.
Die Originalartikel wurden am 5. April und 8. Juni 2012 veröffentlicht, DieRedaktion. Ab und an schieben wir bestimmte Seiten in den Vordergrund, wenn sie sich als lesenswert erwiesen haben.
Zwei Kunsthonoratioren: Günther Wilhelm (r.) und Franz Bellmann im Hof der Galerie Hartmannstrasse 45, Scannen0015
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KULTUR REGIONAL im MM vom 27.11.1995…Von der Dose in dieHose, Franz Bellmann schmückte die Hartmannstrasse 45: „Am schönsten“, resümiert Galeristin Eleonore Wilhelm, „ist der Regen. Was für sanfte Töne! Ich habe ihm schon gesagt, dass er dann unbedingt mal mit dem Tonband kommen soll!“…Galerist Günther Wilhelm denkt da weniger poetisch als ökologisch: „Man macht sich gar nicht gleich klar, dass hier nicht irgendein leeres Zeug am Haus hängt, sondern Material im Wert von Tausenden von Mark, das normalerweise einfach weggeschmissen wird. Wenn ich mir vorstelle, was es gekostet hat, diese Dinger alle herzustellen, bloss damit sie in Null Komma nix ausgetrunken sind…“ (Der umfangreiche, mit einem Foto von Manfred Rinderspacher bebilderte Artikel von ChristelHeybrock liegt uns vor, DieRedaktion.)
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DIE RHEINPFALZ vom 07.11.1995…Lustlose Blechbüchsen, Franz Bellmanns Dosenkunst in der Galerie „Hartmannstraße 45″…(Dieser schmissige, überaus kritische Artikel von Cornelia Wystrichowski kann bei uns eingesehen werden, DieRedaktion.)
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RHEIN-NECKAR-ZEITUNG vom 04./05.11.1995…Nur Flaschentrinken aus Dosen…Wer Bier aus Dosen trinkt, ist eine Öko-Flasche…(Bericht und Foto: dpa, DieRedaktion.) BILD RHEIN-NECKAR vom 04.11.1995…10 000 plattgefahreneDosen aus dem Hafen – ist das Kunst?…(Der als Quick-Info gestaltete Artikel stammt von Vanessa Vettel, Foto Günther von Alm, DieRedaktion.)
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Dosenstand und simulierter Verkauf vor der Galerie HartmannStrasse 45, Scannen0014
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MANNHEIMER MORGEN vom 04./05.11.1995…Kulturzentrum mit20 000 Getränkedosen verziert… STUTTGARTER ZEITUNG vom 04.11.1995…Bad in den Dosen…Müllprobleme und Problemmüll…MANNHEIMER MORGEN vom 30.10.1995… Dosenkünstler Bellmann wieder zugange… DIE RHEINPFALZ vom 26.10.1995…Galerie wird eingedost… FÖRDERKREIS – BOTE, November 1995…Seit Jahren treibt er inMannheim und Umgebung sein Unwesen…
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ABSCHRIFT TELEFONINTERVIEW
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Aufbau Dekoration in der Galerie HartmannStrasse 45 zusammen mit Günther Wilhelm, Scannen0013
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Obige Aufnahmen wurden von Manfred Rinderspacher gemacht. DieRedaktion bedankt sich bei ihm recht herzlich.
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Zum Schluss eine kleine Anmerkung: Wir veröffentlichen grundsätzlich nur jene Kommentare, die personell eindeutig und ohne Prüfung (z. B. in Hinblick auf Werbung) zuzuordnen sind. Nicht identifizierbare Kommentare landen im Nirwana-digital. DieRedaktion.
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Hier eine seltene Ausnahme, nur Text, Datum und Uhrzeit wurden veröffentlicht, der Verfasser ist uns nicht bekannt, E-Mail und Web-Adresse wurden gelöscht⇓:
Eingereicht am 20.09.2014 um 06:21 Uhr
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Heute (19.10.2013) war’s richtig mies. Die Klamotten riechen nach Chemie. Früh um neun war die Atemluft BASF-schwanger (oder stecken andere Verursacher dahinter?), kaum ein Lungenzug ohne Geruchsbelästigung. Entweder es war vorübergehend oder man gewöhnt sich von Atemzug zu Atemzug daran, stillschweigend passt die Nase sich an, ein Hatschi oder zwei, dann schnauft die Lunge, als wär‘ nix geschehen. Erst abends beim Wechsel der Klamotten sticht die Chemie erneut das Geruchsorgan. Irgendwie riecht es nach Buttersäure oder so. Das war und ist sehr sehr ärgerlich. Vor allem unter Arbeitsbedingungen. Schade, dass sich Gerüche gleich welcher Art fototechnisch schwer realisieren lassen, so bleibt halt nur die Aussage: es stinkt, es hat gestunken und es wird wahrscheinlich immer stinken. So wie es stank. Vielleicht war es einfach ein Überbleibsel an Verbrennungsgeruch, das liesse sich zumindest per Bild verdeutlichen, probieren geht bekanntlich über Studieren, eine Aufnahme aus dem von der Sonne überfluteten Bonadieshafen, kürzlich gelöscht?
Kunststoff-Qualle
Der Bonadieshafen ist ein Kanal ohne Anfang. Einmal fliesst er in den Neckar, dann über einen noch existenten Altrheinarm in den Rhein. Aber der Hafen hat es in sich. Nicht nur der Geruchsbelästigung wegen. Eine neue Generation von Quallen nistet in den Hafenwässern. Agil, den Bewegungen des Wassers angepasst, langlebig, schier nicht zu verrotten, wie Plastikmüll in unseren Meeren, Wiederkunft, Niederkunft in menschlichen Mägen. Grausam schon allein die Tatsache. Grausamer noch die Zukunft. Diese weisslich durchsichtigen Geschöpfe der Chemie-Menschheit bieten nicht die einzige Überraschung. So wie im Mittelalter Ratten nach Übersee gelangten, sind es zum Beispiel Schlangen, die durch rege internationale Schiffsverkehre in Gegenden heimisch werden, wo diese toxischen Arten nicht zu erwarten waren.
Blaukopf-Anakonda
So beispielsweise die Blaukopfanakonda, die nicht nur erwürgt, sie hat sich mittlerweile hochgiftige Marterwerkzeuge zugelegt, und den Arbeitern und Angestellten und Führungskräften im Mannheimer Bonadieshafen sei versichert: Ein Drama bahnt sich an!!! Als Hinweis: Kopf ultramarinblau, Augen verdeckt, Schlangenkorpus seilmässig verdrillt, hohe Tauchtiefe, kaum Sauerstoffbedarf. Hält sich gern in ufernahen Zonen auf, der Wärme wegen. Äusserst aggressiv bei Annäherung. Nimmt nicht nur Fische, auch Schweine (Ferkel) stehen auf dem Speiseplan; seit neuestem Ratten, Mäuse etc….
Lässt der Mensch sich an ausgesuchten Stellen und Plätzen im Hafen nieder, findet er Ausblicke Richtung Luzenberg, Diffené-Brücke (Klappbrücke), Fernmeldeturm and so on:
Blick zum LuzenbergDiffené-BrückeWeit im Hintergrund: der Fernmeldeturm
Wenn der Mensch so richtig Mensch wäre, würde er der Natur den Vortritt lassen. Nicht nur könnte er sich an ihr erfreuen – wenn er es könnte – er könnte Wirtschaft, Zivilisation, Gemeinwesen, Zwischenmenschlichkeit und Natur miteinander in Einklang bringen, der Mensch aber ist zu sehr Mensch, als dass er das begriffe. Da fehlt ihm was. Was? Das! Er wird es letztendlich nie begreifen. Das ist das Das! Und was ist das Was? Der Schwan:
Das freut doch, diese harmonische Eintracht. Für Fotografen gibt es im Hafen fantastische Glücksmomente. Die tanzenden Krane meinetwegen, fast wie in Hamburg: http://franzbellmann.de/?p=8723
Sehr stark vertreten im Mannheimer Hafen ist die Metallschrott verarbeitende Industrie, man findet sie fast an jeder Ecke; weil teilweise wild abgelagert wird. Das führt dann zu folgenden Impressionen:
Bauseitig bietet der Bonadieshafen viel. Beim Bonadies schleicht sich beständig das Wort Paradies ein, irgendwie trifft das ja zu, diese Hafengegend hat was paradiesisches. Man kann sich darin verlieren, und man geht doch nicht verloren.
Aufnahmen auf dem Weg nach Hause (unter der Jungbuschbrücke):
Fini
Manfred Rinderspacher mit Fotos:
Heute – gegen 15:00 Uhr – meldete sich Manfred mit der Übersendung einiger seiner s-w Werke vom Bonadies- und Industriehafen. Wir übernehmen die Bilder und ergänzen damit diese Seite über ein Mannheimer Hafengebiet, das ganz im Norden an der „Kopflache“ am Friesenheimer Altrhein mit der Altrhein Fähre „EMMA“ endet.
Industriearchitektur am HafenIndustriearchitektur am HafenIndustriearchitektur am HafenVogelschwarmGleisanschlussRheinrottstrasseIndustriekulturLuzenbergSegler-Vereinigung Mannheim e. V.DiffenébrückeKammerschleuse / IndustriehafenKammerschleuse
WIR fügen die drei oben genannten Fotoseiten zu einer Reportage zusammen, da sie als Ereignisse eine Einheit bilden, wir übernehmen die Seiten unverändert, indem wir die jeweils entsprechende Information im Anschluss präsentieren; alle Seiten wurden am 24.12.2011 das erste Mal veröffentlicht. Die Rheinpfalz brachte zum Thema mehrere Artikel, wer Interesse hat, bitte dort im Archiv anfragen unter den hier angegebenen Titeln:
Am Samstag, den 12. Oktober ging’s los: an den Rhein, die Rheinkaistrasse gehört modern gesprochen zur Mannheimer Hafenagenda. Wobei – na ja – die Strasse selbst uns weniger bedeutsam vorkommt, immerhin wird sie zurzeit in wichtigen Bereichen ausgebessert bzw. erneuert, was zumindest die verkehrstechnische Wichtigkeit unterstreicht. Die Rheinkai beginnt kurz vor einem urwüchsig bepflanzten Kreisel (die Rheinvorlandstrasse – Sitz der Staatlichen Rhein-Neckar-Hafengesellschaft Mannheim – geht in Höhe Speicher 7 in die Rheinkaistrasse über). In diesen Verkehrsknoten mündet auch die Ludwigsbadstrasse.
Kiosk-Bude
Am Kreisel gibt’s die beste Currywurst Mannheims: Eigenwerbung des Kiosk-Betreibers. Das Ganze macht eher den Eindruck einer unsortierten Ablagerung, wie das Foto von der Schuppenrückseite wohl zu verdeutlichen vermag, das ist keine löbliche Aussenwerbung. Wahrscheinlich ist der Bedarf an Würsten nicht allzu hoch. Vielleicht hat der Kiosk gar geschlossen? Trinkhallen gibt es eh schon lange nicht mehr. Da kommt doch Freude auf am Beginn einer Hafentour am Rhein.
Blickt der Besucher die Rheinkai nach Norden, reihen sich fast bis ans Ende der Strasse langgezogene Speicher, die den Zugang zum Rhein an mehreren Gebäudeunterbrechungen ermöglichen. Jetzt klärt sich der Strassenname. Am befestigten Ufer – der Kaimauer – liegen Schiffe. Der Blick schweift nach Ludwigshafen, da ist es für den Augenblick bautechnisch interessanter. Obwohl, auch vor Ort finden Fotografen im Hafengelände von Mannheim aufnahmewürdige Ereignisse, Beispiele: Krankonstruktionen älterer + neuerer Bauart, bemerkenswerte Gebäude, Firmen, Schiffe, Brückenbauwerke…
Ein Blick nach Ludwigshafen am Rhein, mit Galerie:
Könnte ein Eindruck überzeugender sein, als der der Pfälzer Industriestadt? Die neuerbaute Rheingalerie – drei Jahre alt mittlerweile – ein Konsumtempel par excellence. Die liebenswürdigen Formen der sanften Rundungen, der Schwung: architektonische Animation und Kaufanreiz?
Ein paar Aufnahmen aus der Rheinkaistrasse:
Am Beginn der Rheinkai, die Fruchtbahnhofstrasse ist mit ihr in Form einer Schlaufe verbunden
Am Ende unserer Strasse werden wir die Fruchtbahnhofstrasse wiedersehen; sie läuft entlang dem Verbindungskanal, wenn uns nicht alles täuscht. Der kommt ja vom Neckar (siehe Bericht über die Neckarvorlandstrasse NN 2: http://franzbellmann.de/?p=9867) und verbindet beide Wasserstrassen kanalmässig. Man darf auch vom Rhein zum Neckar denken, das ist schier ein und dasselbe! Aber eventuell begreift man dies im Hafen anders.
Jedenfalls ist der körperliche Schwindel nicht weit beim Betreten der Kaianlagen, geht es doch tief hinab in dunkle, zu still fliessende Gewässer. Der Schein trügt. Dem Rhein, wie dem Neckar, beiden ist nicht zu trauen, selbst Rettungsschwimmer wissen ein Lied davon zu singen. Hier friedliche Aufnahmen vom bebauten Ufer des Rheins, da fällt mir grad spontan der Name Tulla ein:
Also Warnung an alle, selbst in brütend heissen Sommernächten auf Nacktbaden in den Flüssen sicherheitshalber verzichten, egal wo, lieber Liebe machen am Kieselstrand, das fördert die Durchblutung.
Wir gehen vom Kai wieder zur Strasse rüber, da fühlen wir uns doch deutlich sicherer. Aber die Spannung ist weg. Die Anspannung vergeht, der Stress der Tiefen fliegt himmelwärts:
Die Strasse bietet nur wenig. Sie ist einsam. Selbst bei Nutzung spürt man wie nutzlos sie sich vorkommt. Ich schiebe ja, mit meinen Kunststoffsohlen küsse ich das leicht klebrige, noch frische Bitumen vom Vortag (?). Sie braucht Laster, keine Fahrradreifen, sie verlangt nach Gewalt in Form ungebremster Geschwindigkeit, sie will Güter transportieren, meinetwegen nach Südafrika oder Shanghai. Was soll hier ein abgetakelter Fotograf, wichtig sind Schiffsschrauben, Antriebsaggregate, aufstrebende Momente von Wirtschaftlichkeit, Dynamik ist am Ruder, nicht Stillstand und Statik und fundamentale Erschütterung. Wo kämen wir da hin, wenn jeder einfach so seine Kamera in Position brächte! Nicht nur unter Tito war das Fotografieren von Industrieanlagen bei Strafe verbot’n!
Relativ grossflächige Brache an der Rheinkaistrasse
Am äussersten Ende der Kaianlagen, wo selbst die Eisenbahn einen Abschluss als Prellbock vorfindet, mündet der Verbindungskanal in den Rhein, nicht weit dahinter der Neckar.↓
Anfang / Ende Verbindungskanal mit Blick auf die industriellen Werke der BASF
Ein Paradies für Angler? Immerhin, zwei waren bei der Arbeit, ohne Fang, wir wünschten ‚Petri Heil‘ und schlichen uns leise von dannen. Den Blick heimwärts gewandt.↓
Wir schauen auf Mannheim, links im Hintergrund die Jesuitenkirche, rechts daneben der Victoria-Turm, beides sehr zentral ums Schloss und um den HBF gelegen
Also, nun machen wir uns auf den Heimweg: mein Rad – übrigens billig für 35.- € beim IB erworben – und ich. Ein paar Aufnahmen aus der Fruchtbahnhofstrasse wollen wir noch zeigen, dann ist Schluss. Dann widmen wir uns einer anderen Schlagader im Mannheimer Binnenhafen.
NACHTRAG:
Das Haus mit der Nummer 10 in der Rheinkaistrasse – ehedem ein Refugium für Speis‘ und Trank und Kunst, meist Malerei – verkommt so nach und nach, wir zeigen Bilder aus besseren Zeiten: