Eine rückblickende Gesamtschau einer Ausstellung im Andreasstift in Worms

"Terra Deponia", WVZ 1186, 129 cm x 159 cm, 1995, Foto Manfred Rinderspacher
Foto Manfred Rinderspacher
Fotos Manfred Rinderspacher

… Eine neue Bildsprache des modernen Alltags war geschaffen, die den gesellschaftskritischen Blick auf Konsumzwänge und die damit verbundene Müllproduktion richtete. Vielleicht gibt es deshalb keinen besseren als einen Ort der Besinnung, um die schockierende Wirklichkeit unserer Lebensweise  aufzudecken, wie es der in Mannheim lebende Künstler Franz Bellmann in seiner Ausstellung ”Terra Deponia” gerade tut …

… Ganz anders dagegen sind die Bildexponate des (Dosen)Künstlers Franz Bellmann, der, nur wenige wissen es, auch Maler ist …

… Reflexionen der Lebenslust sind Bellmanns erotischen Zeichnungen zu entlocken, Versuche über Kirchenfenster… in fast poetischen Farbtönen lassen eine weitere Entdeckungsreise zu den Stationen seiner Vielfältigkeit zu …

Helga Köbler-Stählin im Mannheimer Morgen vom 16.04.1999

… bereits die ersten Besucher auf dem Weckerlingplatz empfing vorm Portal der Andreaskirche ein farbenfroher Teppich aus Dosenblech … Denn zur Eröffnung der Ausstellung zog der Mannheimer Maler und Bildhauer Franz Bellmann mit scheppernder Schleppe und geschultertem Kreuz … in den Kreuzgang ein …

 ”Unser Museum öffnet sich”, betonte Beigeordneter Hans-Joachim Kosubek …
Vom Können Bellmanns profitierte schon eine Klasse des Gaußgymnasiums. Im Kreuzgang zeugen ein Tischchen auf Coladosen-Beinen und eine schmucke Braut
namens ”Naomi de Poubelle” davon ….

Ilse Bindseil in der Wormser Zeitung vom 16.03.1999

BlechdosenKunstwerk aus Museum entfernen?

Der Nibelungen-Kurier stellte am 24.04.1999 die Frage aller Fragen

“Über Kunst kann man bekanntlich nicht streiten,
aber was sich zur Zeit im Innenhof des Museums den Besuchern bietet, kann den Begriff ‘Kunst’ nicht mehr erhalten”, so Elvira Bickel (CDU) – in einer Pressemitteilung.
Die derzeitigen Ausstellungsstücke – ”Blechdosen als Kunstwerk” – haben durch das launige Aprilwetter mit Dauerregen ein unansehnliches Aussehen erhalten. Die
CDU-Statdrätin fragt deshalb die zuständigen Behörden, im Interesse unserer Stadt
und im Hinblick auf Attraktivität für Touristen, ob die Blechdosen nicht schon vor dem geplanten Ende der Ausstellung aus dem Museumshof entfernt werden könnten.
Elvira Bickel begründet diese Forderung mit der Reaktion zahlreicher Besucher,
die durch das ‘Kunstwerk’ irritiert sind und verständnislos auf das Ensemble blicken.
Deshalb sollte man diesmal ein Einsehen haben und die Ausstellung abkürzen, so
dass die Besucher den einmaligen Blick auf den malerischen Kreuzgang des Museums wieder ungestört genießen können.

"Terra Deponia" 1999 in Worms, Foto Manfred RinderspacherEs folgen einige zusätzlich ausgewählte Informationen:

Zwei Objekte: "Adam + Eva"
Zwei Objekte: „Adam + Eva“ als Beispiel zum Thema „TERRA DEPONIA“ der Ausstellung in Worms

 

"Blumengesteck", 100 cm x 100 cm x 100 cm, 1997, zerstört, Foto Manfred Rinderspacher, siehe Katalog "TERRA DEPONIA", Bellmann 1998_03,  zerstört.
„Blumengesteck“, etwa 100 cm x 100 cm x 100 cm, 1997, Foto Manfred Rinderspacher, siehe Katalog „TERRA DEPONIA“ (erschienen zur gleichnamigen Ausstellung in Worms), Bellmann 1998_03, Arrangement kurz nach der fotografischen Katalog-Dokumentation zerstört.

 

"Beuys in Begleitung", Daten zu Beuys s. o., die Begleitung: "The can-crusher", WVZ 1713, h = 185 cm, 2002, Foto Manfred Rinderspacher, DSC_0073
„Beuys in Begleitung“ und „The can-crusher“, Foto Manfred Rinderspacher

Auftrag 14.3.99, gedruckt 23.3.99,  „Terra Deponia“ im Andreasstift.

„Dosen im Kreuzgang, wo sonst die geballte Wucht der Geschichte vertreten ist – wie paßt das zusammen?“ gab Hans-Joachim Kosubek, stellvertretender Kulturdezernent der Stadt Worms bei seiner Begrüßung den provokanten Denkanstoß zu den Werken des Malers und Performancekünstlers Franz Bellmann … 1992 entstand der Wandel von der Malerei zur Projektkunst mit dem Konzept: „Dosenglück“: Die großflächigen Bilder seiner gegenwartsbezogenen Arbeiten sind reliefartig gestaltet, farbstark demonstrieren sie eindringlich, wieviel Abfall die Erde wie eine künstliche Haut überzieht … „Kritische Masse“, „Arche Noah“, „Photomania“ oder die Skulptur „Stangenware“ sprechen eine eindeutige Sprache; der Betrachter fühlt in beklemmender Deutlichkeit den Aufschrei der Erde durch Verbrauch und üppige „Möblierung“ einer Stadt mit Müll. (Foto links mit freundlicher Genehmigung durch Irene Kupsch und Bernhard Wondra, Claudia Hüfner Berichtsauszug, DieRedaktion.)

Schirmstelen in Edingen, Foto Manfred Rinderspacher
Weitere Beispiele: Schirmstelen in Edingen, Foto Manfred Rinderspacher

 

In dazu künstlerischer Spannung stehen die Arbeiten Bellmanns im weißen Saal des Museums und im Obergeschoß … „Dosenglück“ verbindet in einer Verschmelzung von gepressten und gemalten Dosen vor schwarzblauem Hintergrund altes und neues Konzept … So sind Workshops … geplant, Anmeldungen hierfür im Museum. (hüf) … (Mit freundlicher Genehmigung durch Claudia Hüfner, beide Artikel in DIE RHEINPFALZ erschienen, hier stark gekürzt wiedergegeben, weiterer Hinweis: zur Ausstellung „Terra Deponia“ erschien ein kleiner Katalog, welcher käuflich zu erwerben ist, inclusive Versandkosten 15.-Euro, DieRedaktion.)