Eckrich – The Champion

Erst wollte ich Eckrich – ›Der Meister‹ schreiben, dann erschien mir ›The Champion‹ wesentlich passender, Eckrich ist ein Meister und ein Champion. Vincent und ich besuchten die Ausstellung im Kunstverein Wörth in der Städtischen Galerie. Eine Gemeinschaftsausstellung mit Künstlern aus Kuhardt, Neustadt, Kelkhein, Wiesbaden, Wörth, Karlsruhe und eben Schifferstadt, wo Martin J. Eckrich seiner Arbeit nachgeht. Wir beschränken uns. Wir wollen in das dargebotene Werk von Martin einsteigen und lassen die anderen aussen vor. Es wäre zuviel. Wir sind wegen Martin nach Wörth gefahren. Wegen seiner Präsentation.

Titel der Gesamtschau: »WERK KONTRÄR«.

So dunkel und düster es unterm Dach des Alten Rathauses ist: das Düstere, das Dunkel und das kaum Rezipierbare ist definitiv Bestandteil von Martins Ausstellungskonzept. Morbid, der Welt entrückt, schattenlos im Dämmer. Malereien, Skulpturen, Objekte – in der Gesamtheit eine fast letale Komposition.

Die Schwierigkeiten beginnen mit der Fotografie. Ich musste einen Vertreter des Kunstvereins bitten, vorübergehend das Licht in der Dachkammer einzuschalten. Das war deutlich gegen Martins Konzept gerichtet, ich wusste es nicht besser, wie hätte ich handeln sollen (?), als Alternative: Bildbearbeitung im Nachhinein! Alle folgenden Bilder habe ich einer Überprüfung zugeführt. Hoffnung ist kein schlechter Ratgeber. Zumindest im Detail den Künstler finden. Einige Einzelteile fotografisch darstellen. Für eine vage Vorstellung des Ganzen. Das blieb meine einzige Chance. (Das gezeigte umfangreiche Œuvre bedarf einer Filmkamera!)

Vincent zeigte sich von Martins Präsentation begeistert. Ein Herzkasper. Auch bei mir, zum Schluss, kurz vor unserem Abgang – wir folgten einer Einladung zum Mittagessen ins Atelier von Christine und Ludwig – klopfte es bei mir während eines abschliessenden Gesprächs mit Martin im Innersten. Das bleibt unvergessen.

Martin erläutert seine Vorstellungen mit einem im Raum ausliegenden schriftlichen Statement, ich gebe seinen Text hier der Öffentlichkeit preis:

*

Die Flucht

Refugee welcome?
Refugee welcome?

Wäre ein Haus ein Gehirn, so sei (?) das Unterbewusstsein im Dachgeschoss. Die sich dort befindende Rauminstallation ist als ein grosses Gebet zu sehen. Ein afrikanisches Wohnhaus, das als die Kinderwiege und der Rückzugsort für ein funktionierendes Leben galt, ist zerstört und niedergerissen. Bilder, die ich mit Kindern gemalt habe, liegen dort am Boden. Ein altes Fenster ist geschlossen. Darüber hängt ein Kinderbild aus goldenen Zeiten Afrikas. Darunter steht Jesus (als persönlicher Zugang), durch den das Kind zu einem Erwachsenen heranwächst.

Gott wo bist Di?
Gott wo bist Du?

Er verlässt die Wiege der Menschheit. Doch seine Flucht ist sein Sterben. Das starke Boot – die Arche – ist über den Flüchtenden hoch und unerreichbar zu sehen. Im Zentrum lockt ein heller Turm mit seinem weisen Licht. Durch ein zerbrochenes Fenster ist der Weg nach oben offen. Der Ertrunkene sendet seinen Geist in die Höhe. Es ist der Moment der Verwandlung. Seine mit flüchtenden Menschen sind porträtiert, um Ihnen zu gedenken und Sie zu würdigen. Sie schweben im Raum, indem Sie nicht mehr leben können. Symbolisch für Gebete liegen rote zum Teil verbrannte Kerzenhüllen in den Ecken. Der Raum, den Alle angestrebt hatten, liegt – von Folie abgetrennt – über Ihnen. Hoch wie ein Meeresspiegel. Es bleibt Ihnen das Tageslicht als Wirklichkeit, die Sie im Speicher des Rathauses finden. # M. J. Eckrich 2015

*

Das mitmenschliche Trümmerfeld
Das mitmenschliche Trümmerfeld

 *

PORTRÄTMALEREI

OBJEKTE / SKULPTUREN

DSC_0419 DSC_0415 DSC_0396 DSC_0402 DSC_0405

THE END OF THE WORLD?

DSC_0425

*

Ich hoffe, man und vor allem Martin ist mit mir einigermassen zufrieden …

E-Mail von Martin Eckrich vom 20.04.2015:

Lieber Franz, ich bin sehr angetan von deinem Bericht und der Auswahl der Bilder, das dich sicher viel Zeit gekostet hat!

Eine sehr gelungene Darstellung, mit der ich sehr zufrieden bin. Ich freue mich, dass meine Arbeit mit der Installation gut angekommen ist! Vielen Dank dafür!

Grüße Martin

E-Mail von Rolf Dammel vom 24.04.2015:

Hallo Franz – für die tollen Anregungen in der neuesten Ausgabe zum Blog Dir herzlichen Dank! Absolut spitze- überzeugende Arbeit! Weiter so. Beste Grüße aus Speyer R.Dammel

Meine Anfrage an Rolf vom 25.04.2015:

Hallo Rolf, freut mich sehr: Dein Schreiben! Habe mich etwas umgetan im Netz. Und bin z. B. auf Deine pdf gestossen. Und aufs Urlaubstagebuch. Mein Dank an Dich. Hast Du was dagegen, wenn ich Deine E-Mail unter Eckrich – The Champion veröffentliche? Das war mein letzter Artikel zur Ausstellung in Wörth. Martin gefiel er sehr gut. Ateliergrüsse aus Mannheim Franz

E-Mail vom 25.04.2015 von Rolf:

Hallo Franz, ich habe absolut nichts gegen die Veröffentlichung meiner Mail, falls es Dir zunutze kommt. Mit Martin bin ich auch gut bekannt – da gibt es keinerlei Berührungsängste. Weiterhin viel Erfolg! Rolf

 

Verantwortlich für den Inhalt nach § 55 Abs. 2 RStV:

Franz Bellmann, H7, 24, 68159 Mannheim