Pfälzer Esel – die kunstvollsten Eseleien aus Eschbach

Eine Einreichung aus dem Nirwana von Addriene vom 29.12.2014 um 16:29 Uhr:

»What a pleasure to meet someone who thinks so clearly

Zugestandenermassen: diese Art an Produktivität von Eseleien beschränkt sich nicht nur auf die Südpfalz. In Mannheim lässt sich so was in ähnlicher Form ebenfalls finden; nicht zwar als Esel, so doch als blinde Kuh oder als klappriger Gaul, der vor Altersschwäche seinen letzten Lebenshauch ins frische Gras verströmt. Dieser Hinweis muss sein. Und der kommt aus dem Mannheimer Hafen.

Eine DSC03377Mähre liegt / lag dort. Haucht sie da immer noch? Wir wissen nicht, was passiert ist. Blinde Zerstörungswut? Kriminalistische Ermittlungsarbeit? Absehbare Konstruktionsfehler? Hoher Durchfeuchtungsgrad des Materials, weil Nässe, Nebel zum Beispiel, die zarten Fesseln brechen liess? Jetzt ist / war sie – die Mähre – ein Fall für den Schlächter!

Das Schicksal der Pfälzer EselInnen aus der Vergangenheit ist nicht dokumentiert. Vermutungen. Eselsfleisch, vielleicht. Salami luftgetrocknet. Südpfälzische Dauerwurst. Dabei soll Maultierfleisch sehr bekömmlich sein, stoische Ruhe und so. Stressfrei! Eselfarmen wie Lachsfarmen existieren anscheinend nicht. Der Esel hat seine europäische Schuldigkeit getan. Dass er der Welt nicht verloren geht, beweist er in fernöstlichen und afrikanischen Gefilden: bestimmt als Transportmittel. Hatten wir nicht mal das Wort Grautier in Gebrauch?

In Eschbach sind sie alle – die Esel – noch am Leben: Kunst lebt! … Sollen sie leben, bedarf es der Pflege, Zuwachs willkommen. Sehr willkommen. Zurzeit existieren wohl 38 Esel in Eschbach, was man sich auf der eselgeschwängerten Zunge zergehen lassen muss, das kommt der Einwohnerzahl recht nah! Heranwachsende + Alternde ausgenommen, Vermehrung ist angesagt, zum Beispiel gepflegter Eseleinsatz bei der Kastanienernte, Weinlese etwa durch hochgezüchtete Esel? Aus MA² käme sehr potenter Nachwuchs³!⇓:

Prächtiger Bestand an vermehrungswürdigen Esel in Mannheim
Prächtiger Bestand an vermehrungswürdigen Eseln in Mannheim

Unbeschreibliche Tatsache: Wir stiegen in Siebeldingen-Birkweiler ein in die süd-östlichen Ausläufer des Pfälzer Berglands. Am Haardtrand sagt man wohl entlang. Uns blieb nur die Weinstrasse – südlicher Teil. Der wollten wir folgen bis mindestens Bad Bergzabern, unter Umständen bis Wissembourg. Da taucht dann – nach Ranschbach und Leinsweiler längs der L508 – unvermutet die Eschbach-Pfälzische Eselstadt aus den Weinbergen auf.

Ein erster Esel am Ortseingang: schier wären wir dran vorbei, doch mein Rad besitzt scharfe Bremsen und der Weg zurück war nicht weit. Das Foto von ihm, das stellte sich im Nachhinein heraus, taugt nicht für die Berichterstattung; wir nehmen den zweiten, den wir fanden, und der Esel-Fotograf ist auch im Bild⇓:

Da wiehert doch der Amtsschimmel ...
Da wiehert doch der Amtsschimmel …

Dieser wunderschöne Esel⇑ – Hugo wird er genannt – ist im Besitz des Gemeinderats und wurde von Armin Hott aus Kandel gestaltet. Und Hugo wurde dann per Foto Teil eines etwas ausführlicheren Artikels von Günter Hoffmeister über die Vorgänge in Eschbach, siehe Ortsgemeinde Eschbach Bekanntmachungen⇓:

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Was blieb mir andres übrig: Erkundungstour durch Eselbach. Plötzlich iahte es aus allen Ecken und Enden des Dörfleins. Ein Begrüssungszeremoniell, wie es unter EselInnen Brauch ist. Man stelle sich vor, man käme in die Nähe eines dieser vielen Kunstesel und plötzlich begänne der lauthals zu iahen.

Einen der Unteresel – genannt Landi, der hatte vor kurzem sein zehnjähriges Aufstellungsjubiläum – fand ich versteckt an einem Knick vom Landeckweg (Hinweis auf die Burg Landeck ganz in der Nähe bei Klingenmünster). Er ist schwer beladen mit Gestein (wohl roter Buntsandstein) und gilt als prägnantes Beispiel für die berufliche Härte eines bepackten Esels. Die ewigen Schläge aufs Hinterteil wollen wir getrost vergessen⇓:

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So ein deutliches Maß an Ergebenheit ist bei Eseln üblich. Zumal wenn einer der unteren Kaste angehört. Neben den bekannten Bildern von Lasten schleppenden Grautieren gibt es zur Genüge: die der fliegenden, engelsgleichen Kunstesel, die findet man beim Eschbacher Rutschbrunnen, wo wir eine kleine Picknick-Pause einlegten⇓:

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Den fliegenden Eseln gab man Namen aus der griechischen Mythologie. Die Esel mit den Nummern acht (Ikarus) und neun (Dädalus) stammen von einer spendablen Bank und wurden gemeinsam von Karlheinz Zwick (Annweiler) und Bernd Mohr (Landau) gestaltet.

Gott sei Dank fanden wir auch zwei lebende Esel, Angelika und Werner Dausch, die uns freudetrunken in die Eschbacher Eselgemeinde einweihten. Ihr dezenter Hinweis auf den sagenumwobenen Lancelot an der Zusammenführung der L508 und 509 am Ortsausgang Richtung Bad Bergzabern war uns Anstoss genug, die Eseleien per Fotografie auf die Spitze zu treiben. Der Eselin und dem Esel gebührt die Ehre einer speziellen Ablichtung⇓:

Angelika und Werner Dausch aus Eschbach ...
Angelika und Werner Dausch aus Eschbach …

 

Da darf natürlich ihr Lancelot nicht fehlen (li.), das Wappen des edlen Ritters (Mi.), der Brennschnitt von Eschbach (re.)⇓:

Damit uns und den Einwohnern von Eselbach-Eschbach die Lust nicht vergeht, hier weitere Impressionen zur Freude der Eselaner⇓:

Ein Schmankerl hätten wir noch⇓:

Iah! Iah! Iah! Iah! Iah! Iah! Iah! Iah! Iah! Iah! Iah! Iah!
Iah! Iah! Iah! Iah! Iah! Iah! Iah! Iah! Iah! Iah! Iah! Iah!

 

Wer Verbesserungsvorschläge, Kritik, Infos und Lob hat, möge sich bitte melden. Ein Kommentar ist willkommen, danke.

WICHTIG: Infos unter www.eschbachpfalz.de bzw. www.eschbach-pfalz.de, Führungen werden von der Mutter der Esel Christa Steinmüller angeboten!!! Kontakt: 06345/8176 …

Leider sind die meisten Verknüpfungen im Internet zum Thema etwas veraltet und hinterlassen deshalb einen indiskutablen Eindruck. Schade.

VORSCHAU: Demnächst nehmen wir Bad Bergzabern genauer unter die Linsen, hier ein kleiner Vorgeschmack⇓:

Info-Tafel für Touristen und andere Besucher ...
Info-Tafel für Touristen und andere Besucher …