HAMBURG – die Alster

Für uns ging’s los an der Timmermann-Brücke.

Erscheinungsbild der Alster an der Timmermann Brücke
Erscheinungsbild der Alster an der Timmermann-Brücke

Das heisst: mit der U-Bahn (Flexi-Wochen-Karte) U 1 nach Ohlstedt, von dort mit dem Bus (176/276) bis Haltestelle Wohldorf, Ausstieg im Alsterblick … Beginn der Fahrt: Einstieg S-Bahn Haltestelle Landwehr (S 1), ab meiner Wohnung ca. 10 min zu Fuss dahin. Das Fahrrad blieb in der Garage, da Mitnahme in den Zügen erst ab 9:00 Uhr gestattet (die Zeit zwischen 6:00 und 9:00 Uhr wird als Hauptverkehrszeit angesehen, auch die zwischen 16:00 und 18:00 Uhr). Wir wollen so früh wie möglich vor Ort sein und wandern … Umstieg Haltestelle Wandsbeker Chaussee in die U 1. Gut, umständlich zwar, aber Landkarten und Tarif- und Streckenpläne des HVV helfen weiter. Am Hauptbahnhof gibt es alles, was so ein Touri braucht, Info-Point. Smartphone geht problemlos, Google und Internet stehen parat. Also nix wie ran und einige Kilometer zu Fuss durch den Wald entlang der Alster.

Nicht eine gesengte Sau ist unterwegs. Der frühe Verkehrslärm erlischt mit jedem Schritt. Abgeschiedenheit breitet sich aus. Alleinsein. Wald. Vögel. Windstösse. Ein Rauschen: Blätter. Zwei Rauschen: Alster. Der Fussweg zeigt eindeutig nach Poppenbüttel⇓:

Schriftmalerei auf Baumrinde
Schriftmalerei auf Baumrinde

Da schreite ich richtig, zur Sicherheit ein weiterer Hinweis⇓:

Sackgasse Reye, am besten fragen, oder irgendwo läuten, dre Hamburger erscheint nicht mit 'nem Schiessprügel, aber mit bissigen Pudeln
Sackgasse Reye, am besten fragen, oder irgendwo läuten, der Hamburger erscheint nicht mit ’nem Schiessprügel, aber mit bissigen Pudeln

Ich blicke tief ins Gewässer⇓:

Die ersten Brückenkonstruktionen liegen hinter uns und ich beginne zu singen: »Das Wandern ist des Müllers Lust, das Wandern, das muss ein schlechter Müller sein, dem niemals fiel das Wandern ein, das Wandern.« Juche. Na ja, so schlimm ist es nun auch wieder nicht. Den Satz hätten wir uns schenken können.

Ich gerate in ein weiteres Hamburger Naturschutzgebiet (vergleiche Wedeler Au): Das Rodenbeker Quellental. Es steht zu lesen:

Liebe Bürgerinnen und Bürger,

dieses Gebiet ist durch die Verordnungen des Senats vom 25.01.1977 und nach der Gebietserweiterung am 26. Juli 2011 als Naturschutzgebiet ausgewiesen.

Schutzzweck ist es, die vielfältigen DSC09675 - Arbeitskopie 2

Das oben habe ich klaro abfotografiert; es geht noch weiter, nicht dass man meint, Ämter seien zur Beglückung da⇓:

Im Naturschutzgebiet ist es u. a. verboten

DSC09675 - Arbeitskopie 2

Es folgen zehn weitere Hinweise. »Verstösse werden als Ordnungswidrigkeit oder Straftat verfolgt!«

Da schwindet mir die Lust am Wandern. Früher gab’s gewiss keine Schilder und Hinweise und Drohungen, man hatte sich auch an nichts gehalten (z. B. Wilderei, Jagden, bis hin zu Kaisern), sonst wären solche Schilder mitten im Naturschutzgebiet heute nicht notwendig! Da gingen einige mit schlechtem Beispiel voran und vor Wölfen herrscht nach wie vor die Angst. Eine unsinnige Weise. Man stelle sich vor, die bissigen Pudel von oben wären ausgebüxt und würden sich auf mich stürzen wollen. Wie Wölfe. Mein Fleisch ist alt und zäh, kein Leckerbissen für Pudel. Das ist die Rettung. Oder: die Alster.

Achtung auch! Grosse Schneckenwanderung im Quellgebiet⇓:

Wegschnecke ohne Schale (Nacktschnecke)
Wegschnecke ohne Schale (Nacktschnecke)
Könnte eine Spanische Wegschnecke sein, wer es besser weiss: bitte melden!
Könnte eine Spanische Wegschnecke sein, wer es besser weiss: bitte melden!

 

Das Quellgebiet und die Alster in diesem Areal sind uns einige Aufnahmen wert⇓: 

Wir liefen kräftig zu und näherten uns urplötzlich der ehemaligen Rodenbeker Mühle /Abriss Mitte der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Jetzt steht an ihrer Stelle das Gasthaus Quellenhof⇓:

Die Spezialisten fürs Reetdach bei der Arbeit
Die Spezialisten fürs Reetdach bei der Arbeit

 

DSC09699Ganz unscheinbar neben dem Gebäude finden offene Augen eine Hinweistafel zur Historie der Rodenbeker Mühle mitsamt einem Aquarell von C. Fr. Stange. Die Mühle lag am Ende des Rodenbeker Teiches zur Alster hin. Die Tafel erwähnt gleichfalls einen Mühlstein, der die Jahrhunderte überdauert haben soll und dem Quellenhof als Beleg für den historischen Standort gilt. Wir verabschieden uns aus der urwüchsigen Landschaft rund um die Alster, nicht ohne uns einen wehmütigen Blick zurück zu gönnen⇓:

DSC09706

© Franz Bellmann