WIR – JENSEITS VON EDEN

Claudia Hüfner
Plakat zur Ausstellung, diese ist bis zum 7. Oktober 2012 im Kunsthaus Frankenthal zu sehen.

WIR hatten das Glück, dabei zu sein. Nicht jenseits, sondern diesseits von Eden. Jeder Besucher der Vernissage wird es bestätigen. Fünf Künstlerinnen, ein Künstler produzierten die Ausstellung, wie sie jetzt von der Frankenthaler Kulturstiftung im Kunsthaus Frankenthal im Rahmen des Kultursommers Rheinland-Pfalz gezeigt wird: Eine Begegnung mit Anna Bludau-Hary, Ursula Faber, Claudia Hüfner, Renate Huthoff, Ulrike von Münchhausen und Horst Rettig. In ihrer Präsentation nähern sich die Protagonisten dem gestellten Thema „Gott und die Welt“ mit Installationen, Objekten, Malerei und Druckgrafik. Ein experimenteller Bericht.

Das Haus

Kunsthaus Frankenthal, Hans-Kopp-Strasse 22, 67227 Frankenthal (Pfalz), Haupteingang, http://www.kunsthaus-frankenthal.de

 

Das Thema, kurz umrissen, wir kommen später ausführlicher darauf zurück

Mehreren Familien evangelisch-reformierter Glaubensrichtung (Johannes Calvin, 1509- 1564) bot Frankenthal um 1562 eine neue Heimat. Als aus den Niederlanden Vertriebene fanden sie in der Pfalz grosszügige Aufnahme.

Die Begrüssung der Ausstellungsbesucher

Der Oberbürgermeister der Stadt Frankenthal (Pfalz) und Vorsitzender der Frankenthaler Kulturstiftung Theo Wieder begrüsst die Gäste der Vernissage

Einführung in die Ausstellung: Anja Guntrum, M.A., ihr Publikum, ihr Text

Auch von mir herzlich willkommen hier im Kunsthaus zu der Ausstellung der Künstlergruppe WIR mit Ulrike von Münchhausen, Ursula Faber, Claudia Hüfner, Anna Bludau-Hary, Renate Huthoff und Horst Rettig. Es ist ja der zweite Teil einer Ausstellungsreihe. Die erste Ausstellung fand letztes Jahr im Wormser Kunsthaus statt und hieß „WIR – diesseits von Eden“. In der Wormser Ausstellung ging es im weitesten Sinne um die Beziehung zwischen Mensch und Natur und den paradiesischen Urzustand. Was heißt schon Paradies? Für Christen ist es das Adams und Evas, für den ersten Menschen war es Afrika, für die nachfolgenden Generationen war es der Ort, wo sie gerade lebten. Keiner konnte dort bleiben, keiner verließ sein Land freiwillig, allen gebot die Not: sei es finanzielle, materielle, religiöse oder politische, sich auf zu machen und eine neue Heimat zu suchen. Dass das nicht ohne Trennungsschmerz und Ängste geht, versteht sich von selbst, und auch die Sehnsucht nach der Heimat verschwindet nie ganz. So trägt die Ausstellung hier in Frankenthal folgerichtig den Titel „WIR – Jenseits von Eden.“ Hört man den Titel der Ausstellung, denkt man zunächst an Steinbecks Roman und seine Verfilmung mit James Dean über die Abgründe der menschlichen Seele und darüber, dass es kein vorbestimmtes Schicksal gibt. Jeder Mensch hat die Freiheit der Wahl. Ein Thema dem wir in Horst Rettigs Arbeiten wiederbegegnen werden. Durch das Vertriebensein, das in dem Titel „Jenseits von Eden“ steckt, wirft er zweitens die Frage auf, wo die Menschheit jetzt steht, nach unseren ethischen und moralischen Werten und der Eigenverantwortung unseres Handelns angesichts von Notlagern, Dürren, Ausländerfeindlichkeit und Kriegen. Und nicht zuletzt stellt er die Frage nach dem Glauben, die so gut zu der Geschichte Frankenthals passt. Ausgangspunkt vieler Arbeiten, die sie hier sehen, waren die Glaubensflüchtlinge, die ~1600 in Frankenthal ankamen auf der Suche nach einer neuen Heimat, im Gepäck ihre erlernten Berufe, um schnell Fuß fassen zu können und die Hoffnung, ein Flecken Erde zum Leben zugewiesen zu bekommen.

Davon ausgehend flossen die Gedanken der Künstler zu den Flüchtlingsströmen von heute, ihren Nöten und Sorgen.

Anja Guntrum bespricht die Exponate, im Hintergrund zwei Arbeiten von Claudia Hüfner

Die Expo, die Exponenten, Texte Anja Guntrum

ANNA BLUDAU-HARY

Anna Bludau-Hary
Anna Bludau-Hary

Anna Bludau-Harys monochrom weiße Arbeiten beschäftigen sich mit dem Thema der Migration aus Not. So schwer es zu verstehen ist, dass jemals Menschen wegen ihres Glaubens verfolgt wurden, so unglaublich ist es, dass aus demselben Grund heute noch Menschen zur Flucht gezwungen werden.

Hoffnung“ heißt die dreiteilige, hängende Papierarbeit, die gotischen Kirchenfenstern nachempfunden ist. In dieser Arbeit erzeugt Anna Bludau-Hary formal auf zwei Arten Spannung. Erstens durch das Spiel der Linien. Keines der Fenster gleicht dem anderen und die sonst so geordneten Linien des mittleren lösen sich sogar auf, der Rand verschwindet, es gibt keine klaren Grenzen mehr zum Umraum. Zweitens durch das

Anna Bludau-Hary, „Hoffnung“, Seidenpapier, dreiteilig, 2011

Gegeneinandersetzen von großen, ruhigen aber durchbrochenen Flächen, die den Raum in die Skulptur mit einbeziehen und den filigranen, unruhigen und nur semitransparenten Linien, die den Raum der Skulptur definieren. Sie hat in den Linien figürliche Andeutungen versteckt: das erste Fenster zeigt eine Schlange und einen Baum mit Früchten, erinnert uns somit an das Paradies und die Schöpfung. Die Linien des zweiten Fensters formen sich zu einem Auge und Rippen. Liest man beides zusammen, erinnert es an einen Menschen, liest man beides für sich, können es auch Blattrippen sein. Das Fenster stellt die Frage wie wir Menschen unsere Welt wahrnehmen, ob wir ihre Schönheit sehen und schätzen. Im mittleren Fenster löst sich die Ordnung auf zu reinen zufallsbedingten kalligraphischen Linien. Durch seine Zwischenstellung kann man es sowohl als das sich auflösende Paradies lesen, aber auch als die Welt, die vom Menschen immer wieder verändert wird und darauf reagiert, aber noch keine Ordnung, kein Bild gefunden hat. Durch die Anlehnung an Kirchenfenster und die triptychonartige Form spielt sie mit der religiösen Konotation und verleiht der Aussage zusätzliches Gewicht.

Nicht nur Glaubensfragen zwingen Menschen dazu ihr Land zu verlassen und alles zurückzulassen, auch Naturkatastrophen, Kriege oder Bürgerkriege tun das. Darauf spielen die Prägedrucke auf Büttenpapier an. Bei allzu schnellem Hinsehen wirken sie zunächst mal so, als ob alles in einer Ebene liegen würde. Beim zweiten Blick von der Seite bemerkt man, dass sie doch an die traditionelle Auffassung von Relief anknüpfen: Grund und Figur sind eindeutig voneinander zu unterscheiden, sie brauchen aber den Schatten. Nur dadurch, dass sich das Licht an den Kanten zu Schatten bricht, sieht man die plastische Tiefe eindeutig. D.h. die Arbeiten brauchen also beide Seiten des Phänomens Licht. Ähnlich verhält es sich mit dem Inhalt. Die Prägedrucke zeigen das Wort Unschuld, einen Panzer in einer Mauer und zwei Kinderwagen, über denen Pistolen schweben. Den Zeichen hat Anna Bludau-Hary ein Wort gegenübergestellt. Beide Ausdrucksweisen scheinen klar zu sein, fast wie Piktogramme. Was aber hat Unschuld ohne Frage- oder Ausrufezeichen mit den militärischen Bildern zu tun, die auch noch auf unschuldig weißem Papier geprägt sind? Nur mit einem Wort löst sie damit Assoziationsketten aus: Wer ist unschuldig woran, wann geht die Unschuld verloren, sind Kindersoldaten per se unschuldig, da sie gezwungen wurden, ab wann macht man sich schuldig?

Anna Bludau-Hary, „N.N.“, Transparentpapier, Digitaldruck, Metallstangen, MDF-Platten, Koffer, 2012, gedruckt finden sich Namen wie „Burkina Faso“, „Melkadida“, „Tschad“, etc., den halb geöffnete Koffer entdeckt der Besucher der Ausstellung etwas abseits der Zeltstadt.

Anna Bludau-Harys zentrale Arbeit „N.N.“ ist eine Installation aus drei weißen Bodenplatten, auf denen 120 Zelte aus Transparentpapier auf dünnen 1 m langen Metallstangen stecken. Die Zelte tragen den Schriftzug eines Landes oder eines Ortes in dem Zeltstädte als Notlager stehen. Die Zelte bewegen sich bei dem leichtesten Luftzug. Eine wunderbar klare Metapher für die Fragilität dieser Notunterkünfte und die Unsicherheit der Menschen, die in ihnen Zuflucht gesucht haben. Obwohl nur als Notlager gedacht, bestehen manche schon seit 20 Jahren und sind damit zur Heimat geworden. Was aber passiert, wenn das Lager aufgelöst wird, weil die Notlage als beendet angesehen wird? Wo ist dann Heimat? Zu den Zelten gehört der auf einem Podest stehende alte, halb geöffnete Koffer, der mit Bauschutt gefüllt ist. Der Anstrich in weißer Farbe lässt den realen Koffer vergessen und

Eine weitere Katastrophe wirft ihre Schatten voraus

macht ihn zu einem allgemeingültigen Symbol für alles, was die Flüchtlinge zurückgelassen haben: ihr Heim, ihre Familie, das wenige Hab und Gut, das sie retten konnten oder die Gedanken, die sie in ihrem geistigen Gepäck mitschleppen wie das Trauma der Katastrophe oder ihre zerbrochenen Träume. Das alles müssen die fragilen Zelte der Notunterkünfte halten und aushalten und man fragt sich unwillkürlich, wie das zu schaffen ist, zumal der Titel der Installation NN, also nomen nominandum auch keine Hoffnung macht, dass die Zeltstädte bald verschwinden. Im Gegensteil, er öffnet die Arbeit ja sogar noch für weitere.

http://www.bludau-kunst.de/pages/vita.htm

URSULA FABER 

Ursula Faber, „ZOLL4022010.1“, Öl/Acryl auf Leinwand, 80 cm x 100 cm, 2012

Zoll Basis der Arbeit sind Aufnahmen von der Durchleuchtung von Koffern am Frankfurter Flughafen. Metall – blau, Kunststoff – grün,  organische Dinge orange/gelb. Der erste Koffer zeigt einen Menschen, der zweite Koffer religiöse Symbole der fünf Weltreligionen: buddhistische Gebetsmühle, Rad der Lehre, Holzkreuz, Menora, Koran, Silben, Raum zwischen Kleidern, Schuh, Brille im Etui. Es geht um Verfolgte, aus- oder abgegrenzte  Menschen, die wegen ihres Glaubens oder einer anderen Denkweise die Heimat verlassen müssen.

Ursula Faber, „ZOLL4022010.2“, Öl/Acryl auf Leinwand, 80 cm x 100 cm, 2012

Schon am Flughafen wird jedem, der reist, misstraut. Man durchleuchtet ihn heutzutage buchstäblich bis auf die Knochen mit Ganzkörperscannern. Wie müssen sich erst Flüchtlinge fühlen die Angst haben, in Not sind und einer ungewissen Zukunft entgegensehen. Ursula Faber macht die Gegenstände sichtbar, die man als Liebstes auf engstem Raum mitnehmen kann. Sie erinnern gleichzeitig an das, was der Mensch zurücklässt. Es geht aber auch um das „Schleusen“ von Menschen, denn mit dem Ende der Sklaverei hat bedauerlicherweise der Menschenhandel nicht aufgehört. Er hat nur andere Formen angenommen.

Bodenarbeit o.T. – Die Arbeit liegt auf dem Boden, wir sind gezwungen, stehen zu bleiben. Durch das körperliche Innehalten kommt der Geist in Bewegung und fängt an sich zu fragen: Warum? Was sehe ich? Die Umgebung ist in durchlässigen, lichten Farben gemalt, die mit ihren Schichten den Bildraum öffnen. Unser Auge wandert zwischen den warmen Rosttönen und dem kühlen Blau hin und her, folgt den Energieströmen, die so entstehen. Alle Farben harmonieren miteinander. Der erste Eindruck ist der eines harmonischen Bildes. Verlässt man die Oberfläche, sieht man dann drei Köpfe von oben in der Vertiefung, die zwar einen Einblick bietet, aber scheinbar keinen Ausgang hat. Ist es ein Schutzraum oder sind sie eingesperrt? Wurden sie aus der Gesellschaft ausgeschlossen oder haben Sie sich eingeschlossen? Noch mal zum Stolpern und Innehalten zurück. Die einfassenden Eisenelemente der Installation erinnern an die Füße von alten Standspiegeln. Es ist ein Wortspiel mit reflektieren. Wenn man vor einem Spiegel steht, sieht man nicht nur die Welt um sich, sondern stellt sich auch gleichzeitig die Frage, wie real die Dinge sind, die man Wahrnimmt. Wir beginnen zu reflektieren.

Ursula Faber

Halbsäule o.T.  In dieser Arbeit besticht der subtile Farbauftrag des warmen, trägen Ochsenblutrots in Kontrast zu den kühlen Blau/Weißtönen. So erzeugt Ursula Faber eine unerhörte Spannung, die sie gekonnt durch die zeichnerischen Elemente austariert. Wir sehen zwei Figuren, die eine als dreidimensionale Hülle, die andere als Scherenschnitt, eingeengt auf engstem Raum. Kommunikation scheint nicht möglich. Es gibt keine Bewegungs- oder Redefreiheit, es scheinen erstarrte Hüllen. Zudem deutet das alte Malteserkreuz auf die Zeit der Kreuzzüge und die Verfolgung Andersgläubiger. Aber unterhalb des Kreuzes verbinden sich plötzlich die Formen der beiden Figuren. Ihre Körper oder Lebenswege kreuzen sich. Sie verständigen sich durch Berührung mit Gesten. Die Sprachlosigkeit wird durch Körpersprache aufgelöst.

http://www.ursula-faber.de

CLAUDIA HÜFNER

Claudia Hüfner

Die Quelle ihrer Bilder ist eine Zeichnung oder eine zeichnerische Linie. Sie ist das Skelett der Arbeiten. Erst nach den Linien und Formen kommt die Farbe und transportiert die Emotionen. Ihre Arbeiten für Frankenthal beschäftigen sich mit der Vielschichtigkeit von Beziehungen und Glauben.

 

Vielschichtig I, Detail

 

 

 

 

 

Vielschichtig heißt auch ihre Serie, die sich mit den Glaubensflüchtlingen auseinander setzt. Vielschichtig I zeigt innerhalb eines in mehreren Schichten gerissenen Papiers Hände, die sich gereicht werden. Eine offene Hand wird dargeboten, eine andere legt sich hinein. Die Glaubensflüchtlinge werden in FT (Frankenthal, DieRedaktion) mit ihren neuen Handwerken und Fähigkeiten willkommen geheißen, wodurch sie das wirtschaftliche Leben bereichern.

Das Gerissene symbolisiert die zerrissene Situation der Flüchtlinge. Die Farbe Orange steht für die Farbe der Holländer, das Gold für den wirtschaftlich wichtigsten Handelszweig: die Goldschmiede.

 

Vielschichtig II
Vielschichtig II

Vielschichtig II zeigt zwischen einem geteilten Kreuz ebenfalls Hände, nur dfass diese zum Spenden aneinander gelegt sind. Obwohl es ein Gott ist, trennen die Kirtchen die Menschen, lassen Verfolgungen zu. Das Paradies bleibt auf der Strecke.

 

 

 

Vielschichtig III, Detail

Vielschichtig III zeigt in vielen Schichten eingeschnitten den FT Eckstein, Symbol der Idee der drei FT Kirchengemeinden – der niederländischen, der wallonischen und der deutsch-reformierten mit ihren drei Sprachen, die eine neue Heimat gefunden haben. Das Porzellanweiß und die blaue Farbe sollen zeigen wie erfolgreich eine Stadt werden kann, wenn alle Zusammenarbeiten.

 

Vielschichtig IV
Vielschichtig IV

Vielschichtig IV zeigt das herausgeschnittene Innenleben des Ecksteins von Vielschichtig III und eine Monotypie. Die vielen Farben stehen für die Berufe der 58 Familien die in FT einen neuen Anfang machen konnten. Alle Arbeiten sind auf Papyrus montiert, das auf den ältesten Beschreibstoff verweist. Damit erweitert sie die Arbeit um alle Fluchten, die sich jemals in der Geschichte der Menschheit ereignet haben.

 

Anja Guntrum erläutert "Vielschichtig V" von Claudia Hüfner, mit dem Titel "Persönliches Paradies", Kreuz aus Pappschachteln, 200 Origami-Kreuze, Papier handgeschöpft (Herz und Adern), 350 cm x 165 cm, 2012
Anja Guntrum erläutert „Vielschichtig V“ von Claudia Hüfner, mit dem Titel „Persönliches Paradies“, Kreuz aus Pappschachteln, 200 Origami-Kreuze, Papier handgeschöpft (Herz und Adern), 350 cm x 165 cm, 2012

Dazu gehört das große Kreuz Vielschichtig V aus Pappe auf dem 58 Origamikreuze aufgebracht sind. In dessen Mitte ein Herz aus selbstgeschöpftem Papier. Das Herz der Zugezogenen, das nun in FT schlägt.

 

 

 

 

Ins neue Leben sind vier Monotypien mit Radierung. Das Schiff ist eine der Koggen, mit denen die Niederländer den Seehandel beherrschten und die Glaubensflüchtlinge in die neue Heimat aufbrachen. Die alte Heimat verschwindet und verblasst in den vier Bildern immer mehr am Horizont. Die neue Heimat FT ist in Form des Ecksteins auf dem ersten Bild noch verschwommen zu sehen, zeichnet sich aber immer deutlicher ab. Die Flüchtlinge suchen nicht nur einen Platz zum Ankern, sondern zum Leben, dafür steht der Halbkreis, der als Dach Schutz bietet und der nach unten wandernde Eckstein, der zunächst als Verheißung ganz oben in lichtem Blau schwebt und im letzten Bild erdschwer, schwarz fast als konkreter Stein auf dem Boden liegt.

Die drei Monotypien Aufbruch, Ankern, Verwurzelt greifen das gleiche Thema auf, nur abstrakter. Wieder erscheint der Halbkreis als Schutz und Dach. Das Fünfeck und das Viereck in Aufbruch meinen die Kogge. Sie wandeln sich zu einem Vieleck, das in den Monotypien für den Menschen steht. Dabei schließt sich der Halbkreis fast zu einem Kreis, der den Menschen umschließt, aber nicht einschließt. Die Flüchtlinge sind in der neuen Heimat angekommen und wurden in der Gemeinschaft aufgenommen.

http://www.claudia-huefner.de

RENATE HUTHOFF

Das signifikante Erkennungsmerkmal von Renate Huthoff: Der kalligraphische Strich

 

 

 

Das Christentum ist eingedrungen – Wir sehen knorrige Olivenbäume, tief verwurzelt in der Erde. Wir sind vor der Hitze des Südens in den Schatten der alten Bäume geflüchtet und genießen an einen Baum gelehnt die träge Stimmung eines Nachmittags. Eine Schafherde zieht an uns vorbei, ein Esel kreuzt den Weg und an dem Brunnen können wir uns erfrischen. Man kann die Rotuli lesen als wunderschöne Darstellung von Natur aus ganz freien Strichen, die mal fest mal locker gesetzt sind.

Renate Huthoff

Renate Huthoff spielt, ähnlich einer ostasiatischen Tuschezeichnung, mit leeren und vollen Partien die unsere Augen beschäftigen und ausruhen lassen und gleichzeitig Bildtiefe schaffen. Auch die lockere Hängung, die Bewegung im Papier zulässt, unterstützt diese Deutung. Im Schatten der Olivenbäume verfallen wir in einen Dämmerschlaf und schon schälen sich von ganz alleine Formen aus den knorrigen Ästen. Unser Geist geht spazieren, wir erkennen Gesichter und Leiber, die Gedanken laufen frei, sodass sich die zweite Deutungsebene einstellt. Renate Huthoff sind beim Zeichnen vor Ort über die Hand in die Zeichnung christliche Symbole eingeflossen. Schon der Oliven- oder Ölbaum spricht sowohl das AT als auch NT an: Noahs Taube bringt einen Ölzweig mit und Christus erfährt seine Himmelfahrt am Ölberg. Die Figuren in den Bäumen erinnern an das Paradies, als Mensch und Natur noch eins waren, aber auch an Heilige wie Sebastian, der für seinen Glauben gestorben ist. Die Schafherde lässt das Bild von Christus als Hirte aufkommen. Zusammen mit dem Brunnen und Esel kann man auch an die Begegnung zwischen Jakob und Rachel denken. Wie in der jüdischen Tradition ist ein Brunnen auch Symbol für das lebensspendende Wasser, des Gesetzes, für Weisheit und göttliche Offenbarung. Auch diese christliche Deutungsebene wird durch die Hängung unterstützt, denn es sind ja nichts anderes als Rotuli – also die erste Form für schriftliche Aufzeichnungen – die wir vor uns sehen.

Netz– Es handelt sich um eine reine schwarz-weiße Fotoradierung die durch Aquatinta bearbeitet wurde. Wir sehen ein Netz das sich von seiner Halterung löst und zerrissen ist. Der Schwerpunkt des Bildes liegt links und öffnet sich wie das Netz nach rechts. Da ich …

Renate Huthoff, „Netz“, Fotoradierung auf Kupfer, Aquatinta, 30 cm x 40 cm, undatiert

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

… weiß, dass bei Renate Huthoff die Religion eine große Rolle spielt, liegt es nahe, auch das Netzt nach christlichen Symbolen zu befragen. Netzte können auffangen oder fangen, d.h. sie sind grundsätzlich doppeldeutig. Lese ich das Netzt als eines das mich auffängt, kommt mir die Geschichte zwischen den Fischern Simon, Petrus und Andreas mit Jesus in den Sinn, der zu ihnen sagte: „Folgt mir nach, ich will euch zu Menschenfischern machen.“ Lese ich das Netzt als eines das mich festhält, kann es die Verpflichtungen und Erwartungen versinnbildlichen, die einen Menschen an die Dinge der Welt binden. Das Lösen des Netzes wäre dann das Aufgehen in Gott. Es gibt noch weitere Deutungsmöglichkeiten: Es kann für Freiheit stehen, wenn ich das Netzt als System lese, das mich bisher festgehalten hat und das nun zerrissen ist. Es kann aber auch für Einsamkeit stehen, wenn ich es als soziales Netz lese, das sich aufgelöst hat. Welche der Lesarten sie bevorzugen, ist ganz ihnen überlassen, ich bin sicher, ihnen fallen noch andere ein.

Renate Huthoff, „Baum des Lebens“, Zeichnung auf Papier, 78 cm x 56 cm, undatiert

Baum des Lebens – Auch bei dieser Arbeit ist deutlich der sichere, kalligraphische Strich zu sehen mit dem Renate Huthoff ihre Zeichnungen anlegt. Von der rechten unteren Ecke wächst der Baumstamm buchstäblich quer über das Bild. Durch die unterschiedlich dicht gesetzten Striche formt sich seine Rinde, grenzt sich gegen den verwaschenen Hintergrund ab. Das Laub und die Samen werden nur ganz spärlich angedeutet, interessieren nur am Rande, bleiben lichtdurchlässig. Die Rinde bricht auf und aus dem Stamm schält sich eine Figur, vielleicht sogar eine zweite. Bäume sind das älteste Symbol für den Kreislauf des Lebens: Sie wachsen langsam, leben länger als ein Mensch, sterben und werden Humus für den neuen Baum. In animistischen Religionen wohnen Götter in den Bäumen. Nach der Bibel verändert das Essen eines Apfels das ganze Leben bis heute. Das alles steckt in dieser Zeichnung.

Renate Huthoff, „Zeichen des Lebens I“, Radierung auf Kupfer, Kaltnadel/Aquatinta, 50 cm x 70 cm, undatiert

Zeichen des Lebens– Es handelt sich um zwei Zustandsdrucke einer Kaltnadel- und Aquatintaradierung. Wir sehen ein altes Paar das uns direkt anblickt. Sie tragen einfache, fast zerschlissene Kleidung. Die Frau trägt ein Kopftuch. Selbst in der dunklen Version sind ihre Gesichter und Hände betont, also die Körperpartien, die am meisten auch nonverbal zu uns sprechen. Der fast kahlköpfige Mann hält einen Fisch in der großen Hand, die müde aussehende, verstummte Frau einen Becher und eine Flasche. Ein Ort ist nicht angegeben. Es sind zwei Flüchtlinge, die wir durch den Fisch als Christen identifizieren können. Ihrer Körperhaltung und Gesten drücken Dankbarkeit darüber aus, dass ihre Grundbedürfnisse Hunger und Durst gestillt wurden. Das höhlenartige Dunkel hinter ihnen bietet Schutz. Sie sind angekommen und können nun beginnen, ihr Leben neu einzurichten.

http://www.renate-huthoff.de

ULRIKE VON MÜNCHHAUSEN

Ulrike von Münchhausen

Die beiden Leinwände Frankenthal I + II sind eine Weiterentwicklung ihrer vierteiligen Arbeit „Wege ins Paradies“ von 2011, die sie in Worms gezeigt hat. Grundlage war der Stadtplan Frankenthals ~1600 mit kreuz und quer verlaufenden blauen Linien und weiten Grünflächen, die für die Flüchtlinge aus den NL Wege ins Glück sein konnten. Immer wieder eingestreut fanden sich Seerosen als Zeichen der Reinheit und Vollkommenheit. Dass das Paradies aber auch gefährdet war, zeigten feuerrote Farbflächen, die sich in die grünen Flächen schoben. Diese Arbeiten hat sie weiterentwickelt, indem sie sie ausgelöscht und mit mehreren Farbschichten fast völlig übermalt und dann mit gesteuert-zufälligen Linien überzogen hat. Das erhoffte Paradies der Glaubensflüchtlinge mit all der Farbenpracht, mit all seinen Versprechungen und Möglichkeiten ist für immer verloren. Dennoch hat die Seerose, haben mit ihr die Menschen überlebt. Neue Lebenslinien überziehen die Leinwand. Aber durch Verlust, Anpassung und Abwanderung ist eine Welt übrig geblieben, die grauer und weniger vielfältig geworden ist.

Ulrike von Münchhausen, Holzdruck-Monotypien, „Durchblicke, Ausblicke, Einblicke“, 28 Holzschnitte à 20 cm x 30 cm, 2012

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Ihre Monotypien zeigen in harmonischen Farbklängen auf den ersten Blick abstrakte Ornamente, die als Serie gehängt sind. Blickt man genauer, erkennt man, dass alle einen gemeinsamen Ausgangspunkt haben müssen und ganz zum Schluss sieht man sogar Figürliches. Der Ursprung des Motivs ist die ~1600 entstandene Goldschmiedearbeit eines Kastenschlosses im Erkenbert-Museum. Das ursprüngliche Ornament meint Ranken, in denen Hypokampen, Meermänner und Kentauren eingeschnitten sind. Schlösser haben ja eine doppelte Funktion: Zum einen schließen sie Wertvolles ein. Das kann das Familiensilber sein, in manchen Kulturen auch die Frauen oder in religiösen Gemeinschaften die Mitglieder. Damit soll verhindert werden, dass die Gegenstände geklaut werden oder die Frauen und Mitglieder zu Schaden kommen. Es sind Schätze, zu denen nur Befugte den Schlüssel und damit Zugang haben. Betrachtet man die Situation von der anderen Seite der Tür, sind die Gegenstände und die Frauen oder Mitglieder eingesperrt. Ihnen wird der Zugang zu einer anderen Welt verwehrt. So kann eine maximale Kontrolle über die Eingesperrten ausgeübt werden. Derjenige vor der Tür sieht dahinter ein Paradies, derjenige hinter der Tür vermutet das Paradies davor. Durch die Abstraktion des Ornaments kommt diese Ambivalenz gut zum Ausdruck. Das Feste löst sich auf, die vielen Farbschichten machen das Schloss durchlässig, sodass ein Austausch stattfinden kann. So wie die Farben miteinander kommunizieren, können auch die Menschen miteinander reden und sich im Glauben und Denken austauschen.

Highway to heaven + hell ist eine Installation mit zwei Telefonen: ein modernes und ein altes russisches. Die kinetische Installation besitzt schwarzen Humor. In der heutigen Zeit scheint es ja fast so, dass keiner mehr ohne sein Mobiltelefon leben könnte. Vor allem Jugendliche und Manager wickeln ihr ganzes Leben virtuell ab: Es wird nicht nur telefoniert, sondern auch getwittert, gepostet und in Facebook die neuesten Fotos eingestellt. Man hat 100 und mehr Freunde, kommuniziert, ist kommunikativ. Himmlisch!  Aber das Ganze hat eine Schattenseite, die nur wenige sehen wollen: Nicht nur, dass Google und Facebook jede meiner Bewegungen mitlesen, sie handeln im Grunde mit meinem Leben. Meine Daten können sechs Monate gespeichert werden und der CIA hört auf Schlagworte mit: Big brother ist watching you. Man steckt in der Kommunikationshölle fest.

Ulrike von Münchhausen, „Blue Print II“, Druck auf Holzplatte/Collage, 31 cm x 41 cm, 2012

Die Portraits sind nach einem Foto ihrer Schwiegermutter entstanden, die sie sehr bewundert. In jeder oberen rechten Ecke findet sich eine QR-Code zum vermeintlichen abscannen von weiteren Informationen über die Dargestellte. Durch die Wiederholung mit minimalen Veränderungen und dem darunter liegenden Katalog – der Informationen wie „gebärfreudig“ verspricht – spielt Ulrike von Münchhausen darauf an, dass es die Gentechnik irgendwann möglich machen wird, sich Menschen nach Wunsch zu basteln, Menschen, die wir verehren und vermissen „nachzubauen“. Nur wo sind die ethischen Grenzen? Wenn es darum geht, Erbkrankheiten auszuschließen und Defekte erst gar nicht aufkommen zu lassen, kann Gentechnik ein Schritt hin zu einem Paradies sein. Was aber, wenn es mal wieder darum geht, den idealen Menschen zu schaffen? Wenn nicht nur Augenfarbe, Haarfarbe sondern Geschlecht, körperliche Kraft und Intelligenz vorherbestimmt werden sollen und die Menschen danach geschaffen werden, was benötigt wird: Straßenkehrer oder Professor, Handwerker oder Sekretär? Dann wird die Gentechnik plötzlich zum Albtraum und wir befinden uns definitiv Jenseits von Eden.

http://www.ulrikevonmuenchhausen.de

HORST RETTIG

Horst Rettig

In Horst Rettigs Arbeiten geht es um die Möglichkeit zu wählen und damit auch darum, die Verantwortung für die Entscheidung zu übernehmen. Dabei hat er nicht die Wahl zwischen Kaffee oder Tee im Sinn, sondern ganz grundsätzliche Entscheidungen zur eigenen Persönlichkeit und im menschlichen Zusammenleben. Wie will ich sein, wofür stehe ich ein, welche Verantwortung übernehme ich? Alle seine Arbeiten sind so angelegt, dass sie den Betrachter zunächst auf der Gefühlsebene ansprechen. Sie strahlen eine Schlichtheit aus, die den Betrachter gefangen nimmt und so zum Nachdenken anregt.

Das Bild Hawa und das Blut der Erde zeigt zwei Figuren, die aus abbrechenden und zusammenfindenden Linien, dichten und freien Partien gezeichnet sind. Man sieht eine tordierte, erwachsene Frau, die im Raum schwebt. Für ihn ist sie Ausdruck der Urmutter. Ihr gegenüber schwebt die schwangere Tochter. Sie ist durch eine Linie mit der Mutter verbunden. Über diese Nabelschnur wird alles weitergegeben: nicht nur die Erbinformation, sondern auch Erinnerungen, Erfahrung, Liebe und Hass, welche die Tochter an ihre Kinder weiter gibt.

Horst Rettig, Installation „In jedem Mensch ist“, verschiedene Installationsteile, Höhe 66,5 cm, Breite 68,5 cm, Tiefe 43,5 cm, Privatbesitz, undatiert

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Die Installation Kreuzweg ist die opulenteste, da sie am deutlichsten einen Bezug zu Frankenthals Geschichte herstellt. Sie besteht aus einer Fotografie im digitalen Druck, einem zweistöckigen Tisch, auf dem oben ein Telefonbuch, zwei Tassen, zwei Löffel und zwei Stück Zucker liegen und unten ein Stück Stoff und sieben angebrannte Kerzen. Der Druck zeigt den historischen Terazzoboden des Kunsthauses, der ein Kreuzmuster aufweist. Das Frankenthaler Telefonbuch ist mit dem Aufdruck: „Buch der Religionen“ und „In jedem Mensch ist“ versehen. Alle Religionen, Nationalitäten und Kulturen sind in diesem Buch vorhanden. Genau darauf stehen die zwei Tassen, auf denen in Gold Yes und No aufgedruckt sind. Davor liegen die Zuckerstücke, die uns die Entscheidung versüßen können, denn früher oder später muss man sich für eine Seite entscheiden und Stellung beziehen: Einbeziehen oder ausgrenzen, integrieren oder separieren. Dass darin auch Irrwege eingeschlossen sind, daran erinnern die eingenähte Sieben, die angebrannten Kerzen, die an die Zerstörung der Synagogen erinnern sollen und damit an die Verfolgungen von Andersgläubigen.

Das Schwarz-/Weißbild des Innenrechners zeigt einen Kopf, der durch die Art der Linienführung sich scheinbar auflöst und gleichzeitig so durchsichtig und klar wie ein Röntgenbild ist. Einzig die Augen bilden dichte Farbpartien und werden dadurch betont.

Horst Rettig, „Kreisel“, schwarz lackiertes Blech, Höhe 28 cm, Durchmesser ca. 19 cm, Privatbesitz, undatiert

 

Beobachtet er uns oder wacht er über uns? Ist er der stille Beobachter unserer Handlungen oder ist er ein Mensch, der bereits seine Wahl getroffen hat und mit seiner Klarheit für uns Vorbild sein will? Zu ihm gehört der schwarze Brummkreisel, der für die immerwährende Spirale zwischen Liebe und Gewalt steht.

Die auf Hochglanz polierte Bronzeplastik Prinzessin  zeigt in ganz reduzierten, schlichten Formen, die an Brancusi erinnern, eine menschliche Figur. Sie berührt nur minimal den Boden, scheint zu tanzen. Wie schon der Astrophysiker und Naturphilosoph Dr. Harald Lesch sagte: „Als Kohlenstoffeinheiten sind wir im Grunde

Horst Rettig, „Prinzessin“, Bronze poliert, Guss, Höhe 36 cm, Breite 16 cm, Tiefe 12 cm, undatiert

genommen alle aus einem Stern geboren“ und sofort denke ich an Nietzsches Zarathustra: „Man muss noch Chaos in sich haben, um einen tanzenden Stern gebären zu können.“ Beachtet man jetzt noch das Material, fällt einem auch ein, dass es ganz oft eingeschmolzen und wiederverwendet werden kann. Könnte es seine Geschichte erzählen, würde es von den Menschen, Religionen und Kulturen seit der Bronzezeit berichten. Alle diese Informationen trägt auch die kleine Prinzessin in sich.

Im Foyer hängt das weiße Relief das eine ganz abstrahierte Frauengestallt zeigt. Auch hier ist die Grundlage eine Tuschezeichnung, aber diesmal wurden die Linien in das Holz vertieft. Darunter steht eine Militärkiste mit dem Original-Aufdruck: Unterrichtsmaterial

Horst Rettig, „Die vergessenen Kinder“, Militärkiste mit Gipsmadonnen in Militärdecken, Höhe 70 cm, Breite 120 cm, keine weiteren Angaben, Privatbesitz, undatiert

Kriegsspielplan. In der Kiste liegen, auf graue Militärdecken gebettet, Gipsabgüsse einer Form aus dem frühen 20. Jh. die einen Frauenkopf zeigt, der sich an einen Kinderkopf schmiegt. Um die Assoziation an Maria zurückzunehmen, hat Horst Rettig einen der Frauenköpfe verändert und einen Bhindi hinzugefügt. Eine Folie, welche das zerstörte FT zeigt, weist auf die Aussage der Arbeit: es geht um Mütter, die Ihre Kinder durch Krieg, Hunger oder Naturkatastrophen verloren haben. Zu der Arbeit gehört die Kinderschaufensterpuppe aus den zwanziger Jahren des 20. Jh.. Sie ist bekleidet mit einem schwarzen Cape und einem in Plastik eingeschweißtem Lebkuchenherz auf dem „help me“ steht.

 

 

http://www.horstrettig.de

Sie sehen, so unterschiedlich die formalen Mittel auch sein mögen, so einig sind sich alle sechs Künstler darin, dass es immer wieder nötig ist, die Fäden der Vergangenheit aufzunehmen, aus ihnen zu lernen und vor allem nie aufzuhören, darüber nachzudenken, was es ausmacht, Mensch zu sein.

Vielen Dank fürs Zuhören und nun genießen sie den Gedankenaustausch mit den Werken und Künstlern.

Zum Ende ein paar Impressionen aus der Eröffnung der Ausstellung

 

 

 

 

Alle Aufnahmen: DieRedaktion. Anderweitige Fotografien (5) sind entsprechend gekennzeichnet.

E-Mail von Ulrike von Münchhausen vom 25.09.2012: Auf ein Neues!!! Die Ausstellung geht in die Endrunde. Unsere letzte Veranstaltung ist eine Lesung mit Hasan Özdemir. Hasan Özdemir (* 1. Juli 1963 in Sorgun, Türkei) ist ein deutschsprachiger Lyriker und ErzählerDer in der Türkei geborene Autor kam als Jugendlicher nach Deutschland und lebt seit 1979 in Ludwigshafen am Rhein. An der Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg studierte Özdemir Germanistik, Philosophie und Deutsch als FremdsprachenphilologieDer Autor zahlreicher Lyrikbände erhielt 1994 ein Stipendium des Schriftstellerhauses Stuttgart und 2002 den PfalzLiteraturFörderpreis. Seine Gedichte wurden bereits ins Englische, Französische, Polnische, und im Rahmen der Poesiefestivals Parma/Florenz, auch ins Italienische übersetzt. WIR  –  drei Wormser und drei Frankenthaler Künstler laden ein ins Kunsthaus Frankenthal zu „Die unberührte Stunde“ HASAN ÖZDEMIR, Lyriker; Lesung: Do. 27.09.2012, 19.30 Uhr, EINTRITT: 5.- EUR., KUNSTHAUS Frankenthal, Hans-Koppstr. 22. Ich würde mich sehr freuen, Sie begrüßen zu dürfen.

Herzliche Grüße, Ihre Ulrike von Münchhausen, LC Wachenheim

Auszug aus einem Schriftverkehr mit Anna Bludau-Hary (23.09.2012):

Hallo Franz Bellmann,

tschuldigung, dass ich mich erst jetzt melde – der Aufbau und die Gestaltung der Ausstellung meiner Kursteilnehmer im Kunsthaus Worms (4 Galerieräume) hat mich vollkommen absorbiert die letzten beiden Wochen, – dann noch eine Beerdigung in Mecklenburg …

Ich würde mich sehr freuen, wenn Sie es heute noch schaffen würden ins Kunsthaus Worms zu kommen. Die Ausstellung im EG (15 bis 19 Uhr ist absolut sehenswert – wir hatten eine überwältigende Resonanz). Und mein Atelier im 1. OG ist heute von 14 bis 19 Uhr geöffnet. Im Kunstverein Worms in der Renzstraße (Nähe Bahnhof) wird heute um 16 Uhr noch eine Gruppenausstellung zu „Wagner“ eröffnet.

Ich habe mich sehr gefreut über Ihren blog-Beitrag zur „Jenseits von Eden“-Ausstellung im Kunsthaus Frankenthal – sehr ästhetische Bilder und ansprechend gemacht (ich könnte bei Ihnen mal „in die Lehre gehen“, was Internetpräsenz angeht …). Ihren blog finde ich sehr interessant und auch, was Sie an Kunstprojekten machen.

Ich würde mich freuen, Sie näher kennen zu lernen,

herzliche Grüße aus Worms,

Anna Bludau-Hary

Kunsthaus Worms, Atelier 17, Prinz-Carl-Anlage 19, 67547 Worms, 0151 – 26 9 28 999

www.bludau-kunst.de

Einfügung vom 01.10.2013, ein Schriftverkehr:

Hallo Claudia, Anna, Ulla, Renate, Ulrike und Horst, der Artikel zu Eurer Ausstellung „Jenseits von Eden“ verzeichnete gerade 1000 Aufrufe. Und ist damit ein Highlight auf meiner Website und befindet sich zurzeit an zweiter Stelle vor Marina Miresova-Feider und hinter dem Bericht „Die Mannheimer Platte“. Ateliergrüsse aus Mannheim, Franz Bellmann.

Die Antworten:

Lieber Franz, das ist ja suuuuuper.  Wir sind eben guuuuuuuuuuuut; ))  oder sssssssseeeehr gut umwerfend!  War ja ein tolles Projekt, Grüße Ulrike.

Claudia Hüfner
Claudia Hüfner

Hallo Franz, suuuuuper, freut mich sehr!!! Aber klar, das war auch ein fantastischer Artikel, den Du da geschrieben, fotografiert und eingestellt hast! Da gebührt Dir die Ehre…

Hab grad zum Thema Kunst was Neues: 

meinem indischen Schauspieler Megastar schicke ich zum Geburtstag eine Arbeit, rein am Computer gemacht. Ich hab’s angehängt zum Gucken….Liebe Grüße, Claudia.

Hallo Franz, das hört sich sehr gut an…… herzlichen Dank für die Info. Viele Grüße, Ulla.

Nicht nur die Bausubstanz im Aussenbereich des Hauses der Schönen Künste zeigt Schäden. Die Präsentationen im Innern gehen den Weg des langsamen Verfalls Schritt für Schritt mit. Die momentane Ausstellung – Vera Kattler »nahezu menschlich« vom 10.04. bis 28.04.2013 – legt Zeugnis ab vom Verlust der künstlerischen Zielsetzungen und der Güte des Ausstellungsprogramms. Seit »WIR – Jenseits von Eden« geht es bergab, das lässt sich klar an den Besucherzahlen erkennen. Wenn Kunst nichts zu bieten hat als lediglich mieses Hängen, bleibt der Strom der Interessierten und Neugierigen aus. Kann es sein, dass ein künstlerischer Beirat, dessen Mitglieder ein Who’s Who nicht nur der Vorderpfalz bilden, es an Aufmerksamkeit fehlen lässt? Mit welchem Engagement – wenn überhaupt in letzter Zeit für dieses Haus vorhanden – handeln Dr. Annette Reich, Dr. Inge Herold, Christa-Luise und Dr. Paul Riedel, Detlof von Borries und der Oberbürgermeister der Stadt Frankenthal Theo Wieder? Sanierungen stehen an. Innen wie aussen. Je rechtzeitiger, desto billiger. Und der Verfall ist augenfällig.

Kunsthaus Frankenthal, Hans-Kopp-Strasse 22, 67227 Frankenthal (Pfalz)

Kunsthaus Frankenthal, Hans-Kopp-Strasse 22, 67227 Frankenthal (Pfalz), Foto DieRedaktion

Am 25.08.2014 erreichte uns eine Spam-Mitteilung zu diesem Artikel, die wir zitieren möchten; alle Daten zu dieser Mitteilung wurden hernach gelöscht, der Spammer also wird im Unbekannten bleiben:

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